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Digitalisierung bringt Chancen bei Mitbestimmung

Die Gewerkschaften müssen umfassende Mitgestaltungsmöglichkeiten bei der Digitalisierung der Arbeitswelt haben.

Der Verband der europäischen Dienstleistrungsgewerkschaften, UNI Europa, hielt am 15. und 16. Mai die Abschlusspräsentation ihres Projektes ab: "Shaping Industrial Relations in a Digitalising Services Industry". Es ging also klar um einen gestalterischen Anspruch der Arbeitsbeziehungen im Dienstleistungssektor.

Strategien zur offensiven Mitgestaltung entwickeln

In Anbetracht der aktuellen und zukünftigen Entwicklungen ist es daher besonders wichtig, den Gewerkschaften bei der Gestaltung von neuer Arbeitsorganisation eine wichtige Rolle zukommen zu lassen. Sie sollen die Interessen aller arbeitenden Menschen vertreten, darum muss es auch eine Ausweitung des ArbeitnehmerInnenbegriffes geben, denn viele, sogenannte „scheinselbstständige“ Arbeitsverhältnisse, unterscheiden sich letztlich nicht von herkömmlichen Anstellungsverhältnissen. Die Mitbestimmung der Belegschaft in den Unternehmen muss bei Umgestaltungsprozessen gestärkt werden, damit die ArbeitnehmerInnen bei den Veränderungen in ihrem Arbeitsumfeld mitentscheiden können. Die Digitalisierung darf der Belegschaft in den Betrieben nicht aufgezwungen werden, sondern muss als Chance zur aktiven Mitgestaltung durch die Beschäftigten gesehen werden. Es muss deshalb auch Instrumente geben, die es den ArbeitnehmerInnen ermöglichen, Veränderungen tatsächlich mitzugestalten und darüber entscheiden zu können. Die Mitgestaltung solcher Veränderungsprozesse muss vor allem auf kollektivvertraglicher Ebene festgehalten werden.

Gewerkschaften sind gefragt

Auf europäischer Ebene muss ein Dialog zwischen ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen stattfinden, um diese Prozesse auf sozialpartnerschaftlicher Ebene gestalten zu können. Vor allem bei diesen Veränderungen in der Arbeitswelt, die im Zuge der Digitalisierung stattfinden, ist die länder- und branchenübergreifende Zusammenarbeit der Gewerkschaften von maßgeblicher Bedeutung. Eine weitere große Herausforderung für die Gewerkschaften auf internationaler Ebene wird es sein, die innerorganisatorischen Strukturen so zu verändern, dass die neu entstandenen Arbeitsverhältnisse in die gewerkschaftliche Vertretungsarbeit integriert werden können. Vor allem Plattformen, die Arbeit für sogenannte „Freelancer“ zur Verfügung stellen, agieren transnational. Deshalb ist gerade in diesem Bereich eine europäische Gesetzgebung sowie eine grenzübergreifende Zusammenarbeit der Gewerkschaften von großer Bedeutung.