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„End Corporate Greed“

EGB-Konferenz in Bratislava

Andreas Lachs, Betriebsrat der Erste Bank

Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) verfolgt derzeit mit seiner Kampagne „Europe needs a Payrise“ das Ziel, Lohnerhöhungen in ganz Europa zu erreichen. Die erste Botschaft des EGB ist, dass die Sparpolitik sich zu lange negativ auf die Menschen in Europa ausgewirkt hat und es dringend überfällig ist, dass der Wirtschaftsaufschwung bei den Beschäftigten ankommt. Die zweite Aufgabe ist es, das immense Lohngefälle zwischen west- und osteuropäischen Staaten und die daraus resultierenden Ungleichheiten transparent zu machen.

EGB Konferenz in Bratislava

Am 22. September fand im Zuge der EGB-Kampagne eine Konferenz in Bratislava statt, zu der GewerkschafterInnen aus Mittel- und Osteuropa anreisten. Esther Lynch (politische Sekretärin des EGB) leitete durch die Veranstaltung.

Luca Visentini (Generalsekretär des EGB) und Sharan Burrow (Generalsekretärin des IGB – Internationaler Gewerkschaftsbund) führten in das Thema ein: Die Welt wird, wenn man sich am BIP orientiert, immer reicher; Tatsache ist aber, dass 75 % der Menschen ohne soziale Sicherung auskommen müssten. Burrow hielt fest, dass die Frage des Mindestlohns eine Frage der Würde sei.

Oliver Röthig (Generalsekretär der UNI Europa) ergänzte die lokale Komponente der Veranstaltung: Erst vor kurzem wurde in der Slowakei der sektorale Kollektivvertrag für die Banken aufgekündigt. In der Bankenbranche gibt es viele slowakische Töchter von westeuropäischen Mutterkonzernen, insofern ist eine direkte Betroffenheit anderer Länder und Gewerkschaften gegeben. Jozef Kollár (Vorsitzender des slowakischen Gewerkschaftsdachverbands KOZ) nannte die aktuelle Situation gar einen „Lohn-Krieg“ zwischen West- und Osteuropa.

Entsenderichtlinie im Visier

Der Einladung zur EGB-Konferenz kamen auch Nicolas Schmit (Arbeitsminister Luxemburg) und Ján Richter (Arbeitsminister Slowakei) nach und gaben Erklärungen ab, weshalb auch sie die Initiative der Gewerkschaften unterstützen.

Eine besondere Rolle spielte die Überarbeitung der Entsenderichtlinie, ist die Durchsetzung des Prinzips „gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort“ doch auch ein Beitrag zu mehr Lohngerechtigkeit in Europa. Die Slowakei hatte sich 2016 mit 10 anderen EU-Mitgliedsstaaten gegen den Überarbeitungsvorschlag der Kommission ausgesprochen.

Der zuständige Minister Richter erklärte im Rahmen der Konferenz, dass die slowakische Regierung ihre Meinung geändert habe und nun dem Richtlinienvorschlag zustimme. Er erklärte, dass sie im letzten Jahr die Situation genau analysiert hätten. Das Ergebnis habe sie schockiert, denn auch wenn die Zahl der entsendeten Beschäftigten stabil geblieben wäre, sei der durchschnittliche Lohn um € 110 gesunken. Dies habe die Regierung schockiert und sie zum Umdenken bewogen.

GPA-djp Andreas Lachs: „Geht auch uns etwas an“

Als Betriebsrat bei der Erste Bank, die auch ein Tochterunternehmen in der Slowakei hat, nahm Andreas Lachs an einer Panel-Diskussion teil. Ihm geht es darum, nicht nur ein einfaches Zeichen der Solidarität zu setzen: „Wir arbeiten sehr eng mit den Gewerkschaften und Belegschaftsvertretungen der Töchter der Erste Group in Mittel- und Osteuropa zusammen. Es geht auch uns etwas an, was in diesen Ländern geschieht und als Betriebsräte im Headquarter können wir direkt mit der zentralen Leitung verhandeln. Außerdem werden sich die Lohn- und soziale Politik dieser Länder mittelfristig auf Österreich auswirken.“