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Menschenrechte brauchen Gesetze: Damit Lieferketten nicht verletzen

Rund 1,5 Millionen Kinder arbeiten auf Kakaoplantagen in Westafrika

Über 60 % der weltweiten Kakaoernte stammen aus Ghana und der Côte d'Ivoire im Westen Afrikas. Auf den Kakaoplantagen werden Kakaofrüchte zunächst von Bäumen geerntet und anschließend geöffnet, damit die Kakaobohnen entnommen werden können. Hier geht es um Arbeit, die auch von Kinderhänden verrichtet wird. Auf den Kakaoplantagen in Westafrika arbeiten rund 1,5 Millionen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen. Auch sie brennen Flächen ab und hantieren mit scharfen Macheten und giftigen Pestiziden. Seit einem Vierteljahrhundert ist bekannt, dass ausbeuterische Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen vorkommt. Doch die seitdem beschlossenen Abkommen, um diese Problematik zu bekämpfen, existieren bis heute de facto nur auf dem Papier, denn sie änderten kaum etwas an der Praxis.

Kinderhandel und Zwangsarbeit in der Kakaoindustrie

Weiters ist auch Kinderhandel sowie die Zwangsarbeit von Erwachsenen eng mit dem Kakaoanbau verwoben. So werden Kinder aus anderen westafrikanischen Staaten entführt und an Kakaoplantagenbesitzer verkauft. Ausbeuterische Arbeitsbedingungen betreffen auch Erwachsene: sie werden deutlich unterbezahlt, viele verfügen über keinen Vertrag und sind oftmals nicht mit ausreichender Schutzkleidung ausgestattet, wenn sie Pestizide sprühen müssen. Die Pestizide haben zudem negative Folgen für die Umwelt. Die Kakaoindustrie hat jedoch noch weitere gravierende Auswirkungen auf die Natur: so kommt es zu massiver Abholzung der Wälder, um Platz für Kakaoplantagen zu schaffen. In Ghana hängt ca. ein Viertel aller Abholzungen mit der Kakaoindustrie zusammen.

Rund die Hälfte des weltweit produzierten Kakaos wird in die Staaten der Europäischen Union exportiert. Ein Blick auf die weiteren Produktionsschritte offenbart eine ganz klare Konzentration an Konzernen, die den Markt dominieren. So wird die Weiterverarbeitung von den Konzernen Barry Callebaut, Olam sowie Cargill dominiert. Der Marktanteil dieser drei Konzerne beträgt zwei Drittel. Die Produktion von Schokolade weist ebenso eine klare Konzentration auf: sechs Konzerne verarbeiten beinahe 50 % der globalen Kakaoernte zu Schokolade.  Diese sechs Unternehmen sind: Mondelez International, Nestlé, Mars, Hersheys, Ferrero und Lindt & Sprüngli. 

Die Ausbeutung von Mensch und Natur in der Palmölindustrie

Dass eine kleine Gruppe an Konzernen den Markt dominiert, ist keine Besonderheit der Kakaoindustrie, sondern bloß ein Spiegelbild der Lebensmittelindustrie, wie ein Blick auf die Palmölindustrie zeigt: So kontrolliert der Konzern Wilmar 43 % des internationalen Handels mit Palmöl. Auch mit Blick auf die Arbeitsbedingungen lassen sich zahlreiche Parallelen in die Kakaoindustrie ziehen. Mehr als 85 % des weltweiten Palmöls werden in Indonesien und Malaysia produziert. Kinder- und Zwangsarbeit stehen auf den Palmölplantagen an der Tagesordnung. Viele AbeiterInnen verfügen über keinen Arbeitsvertrag, sie werden pro Tag bezahlt und es ist ihnen verboten, sich zu organisieren. In Malaysia wird ArbeitsmigrantInnen sogar der Pass entzogen.

Auch abseits der Weihnachtszeit betrifft Palmöl unseren täglichen Konsum, denn es befindet sich in etwa 50 % aller Produkte, die bei durchschnittlichen österreichischen Supermärkten im Regal liegen. Die Verwendung von Paraquat ist in der EU untersagt, es gehört zu den gefährlichsten Herbiziden der Welt. Dennoch wird es auf den Palmölplantagen verwendet. Die ArbeiterInnen verfügen oftmals nicht über eine ausreichende Schutzkleidung und tragen durch die Tätigkeit schwere gesundheitliche Probleme davon. Zudem verseucht das Herbizid auch die Umwelt. Genauso wie in der Kakaoindustrie wird auch hier deutlich, dass die ratifizierten Konventionen nur am Papier gelten.

Der gefährliche Kampf für Arbeitsrechte

Auch ein abschließender Blick auf die Kaffeeindustrie verdeutlicht, dass ArbeiterInnen entlang globaler Lieferketten systematisch ausgebeutet werden. Auf Guatemalas Kaffeeplantagen sind Kinder- und Zwangsarbeit weit verbreitet. Guatemala gehört zwei Top 10 Listen an: der mittelamerikanische Staat gehört einerseits zur Top 10 der globalen Kaffee-Exporteure, andererseits gehört er für den Internationalen Gewerkschaftsbund zu den zehn gefährlichsten Staaten für ArbeiterInnen. Alleine zwischen 2007 und 2013 wurden 53 GewerkschaftsvertreterInnen getötet. Die gefährliche Situation für ArbeiterInnen spiegelt sich auch im Organisationsgrad wider: so sind nur 2,5 % aller guatemaltekischen ArbeitnehmerInnen Gewerkschaftsmitglied.

Die Ausbeutung von ArbeiterInnen im Globalen Süden ist auch unser Kaffee. Damit die Rechte von ArbeiterInnen nicht mehr durch den Kakao gezogen werden, braucht es endlich verbindliche Regeln für Unternehmen.