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Gewerkschaft GPA: Meilensteine in unserer Geschichte

Ab den 1880er Jahren entstanden erste Gewerkschaften für Angestellte. Sie waren die Vorläuferorganisation der späteren Gewerkschaft GPA. Während des Austrofaschismus und während des Nationalsozialismus waren diese Gewerkschaften verboten. 

1945 wurde die Gewerkschaft GPA unter dem Namen „Gewerkschaft der Angestellten in der Privatwirtschaft (GAP) gegründet. Am 30. April 1945 gründete sich der Vorstand der GAP mit dem ersten Vorsitzenden Friedrich Hillegeist. Damit war der Grundstein für die spätere GPA (Gewerkschaft der Privatangestellten) gelegt, die diese Bezeichnung seit dem Jahr 1962 führte.

1945-1950: Wiederaufbau 

In den ersten Jahren nach dem Krieg stand der Wiederaufbau der Gewerkschaft und der Wiederaufbau der Sozialgesetze im Vordergrund. Gesetze wie

  • das Arbeiterurlaubsgesetz (regelt das Recht der Beschäftigten auf Urlaub) 
  • das Kollektivvertragsgesetz (ist der gesetzliche Rahmen für alle Kollektivverträge) 
  • oder das Betriebsrätegesetz (sichert ab, dass es in Unternehmen Betriebsräte geben kann und dass ihre speziellen Rechte gewahrt werden müssen) 

wurden verbessert und verabschiedet. 1948 streikten außerdem 5000 Schuhmacher:innen 62 Tage lang, um die 44-Stunden-Woche zu erreichen – und setzten sich durch.   

Die 1950er: Mehr soziale Sicherheit für alle Beschäftigten 

Im Jahr 1950 kam es zu Streiks und Demonstrationen aufgrund der schwierigen sozialen Lage nach dem Krieg. Kollektivverträge wurden besser und der Druck auf die politischen Verantwortlichen wurde erhöht. So wurde in den 1950ern das allgemeine Sozialversicherungsgesetz (regelt zum Beispiel die Pflichtversicherung in der Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung und das Mutterschutzgesetz) verabschiedet. Außerdem trat die 45-Stunden-Woche für alle in Kraft. 

1957 nahm schließlich die Sozialpartnerschaft offiziell die Arbeit auf. Die Sozialpartnerschaft ist die Zusammenarbeit der großen wirtschaftlichen Interessenverbände für Beschäftigte und Arbeitgeber in Österreich untereinander und mit der Regierung. Besonders wichtiges Element bei der Sozialpartnerschaft sind die Verhandlungen und der Abschluss von Kollektivverträgen. 

Die 1960er: Durchsetzung der 40-Stunden-Woche

Nach einem langen Kampf der Gewerkschaft dürfen Frauen ab 1961 bezahlt in Karenz gehen, also für einen gewissen Zeitraum vor und nach der Geburt ihres Kindes zuhause bleiben und weiterhin Geld beziehen. 

1962 war das Jahr mit der höchsten Zahl an Streikstunden in der Zweiten Republik. Damals streikten die Metaller erfolgreich gegen Frauenlöhne, also gegen die niedrigere Entlohnung von Frauen als von Männern wenn beide in vergleichbarer Position arbeiten. Vom Jahr 1962 an wurden die Frauenlöhne in den Kollektivverträgen schrittweise abgeschafft – mehr Fairness für Frauen am Arbeitsmarkt war die Folge. 

Außerdem wurde in den 1960ern der Mindesturlaub auf 3 Wochen verlängert. 

1969 fand dank der Gewerkschaft eine Volksabstimmung statt, in der sich die Menschen in Österreich für die schrittweise Einführung der 40-Stunden-Woche bis 1975 entschieden. 

Die 1970er: Die 5. Urlaubswoche kommt 

In den 1970er Jahren wurden viele wichtige Gesetze beschlossen wie zum Beispiel

  • das Gleichbehandlungsgesetz (ein Gesetz, das zunächst zum Ziel hatte, die Lohnungleichheiten zwischen Frauen und Männern zu beseitigen)
  • Jugendvertrauensrätegesetz (sichert ab, dass Jugendvertrauensräte sich in alle Angelegenheiten, welche Lehrlinge und jugendlichen Arbeitnehmer:innen betreffen, einmischen und Vorschläge machen können)
  • das Arbeitsverfassungsgesetz (damit wurden die Rechte der Arbeitnehmer und ihrer Vertreter im Betrieb erweitert, die Zusammenarbeit zwischen Betriebsräten und Gewerkschaften wurde rechtlich entsprechend verankert)
  • das Gesetz zur Entgeltfortzahlung bei Krankheit im Urlaub (sichert ab, dass du unter gewissen Umständen keine Urlaubstage verlierst, wenn du im Urlaub krank wirst)
  • das Nachtschicht-Schwerarbeitsgesetz (sichert besondere Rechte für Beschäftigte ab, die in Nachtschicht und/oder Schwerarbeit arbeiten)

Mit dem Urlaubsgesetz und der Pflegefreistellung wurde beschlossen, dass die 5. Urlaubswoche schrittweise eingeführt wird. Der damalige GPA-Vorsitzende Rudolf Häuser war zugleich auch Sozialminister (1970 – 1976) in der Ära von Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ).

Die 1980er: Wieder eine Arbeitszeitverkürzung

In den 1980ern wurden die ersten Kollektivverträge mit 38,5 Stunden-Woche abgeschlossen. Außerdem wurden 

  • das Arbeitsruhegesetz (regelt die Ruhezeiten – also zum Beispiel die Wochenendruhe – dass Arbeitnehmer:innen in jeder Kalenderwoche Anspruch auf eine ununterbrochene Ruhezeit von 36 Stunden haben, in die der Sonntag fallen muss) und 
  • das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz (regelt die Bedingungen, wenn ein Arbeitgeber (Überlasser) seine Arbeitskräfte einem anderen Arbeitgeber (Beschäftiger) zur Erbringung von Arbeitsleistungen zur Verfügung stellt. Dient zum einen als Schutz der überlassenen Arbeitskräfte und zum anderen als Schutz der Arbeitnehmer des Beschäftigerbetriebes.)

beschlossen. 

In den 1980ern wurde auch mit der „solidarischen Lohnerhöhung“ begonnen. Das bedeutet, dass niedrige Lohngruppen (in denen vor allem Frauen sind) mehr angehoben werden als die hohen. Die GPA war damals unter ihrem Vorsitzenden Alfred Dallinger, der zwischen 1980 und 1989 auch Sozialminister war, auch federführend in der Propagierung des Themas Arbeitszeitverkürzung. Eine weitere, umstrittene Idee war die einer Wertschöpfungsabgabe zur Sicherung des Sozialversicherungssystems. Alfred Dallinger kam 1989 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Die 1990er: Mindestlohn und Gleichbehandlung

In den 1990ern wurde die Lehrlingsfreifahrt eingeführt, dadurch können Lehrlinge die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos nutzen, um zur Lehrstätte zu fahren. Außerdem wurde mit dem Gleichbehandlungspakt unter anderem festgelegt, dass Kindererziehungszeiten an die Pension angerechnet werden. In den 1990ern startete auch die „Aktion Fairness“ – damit sollte die rechtliche Gleichstellung von Arbeiter:innen und Angestellten erreicht werden. Der Prozess dauerte schlussendlich bis 2021. Im Jahr 2000 wurde dann der Mindestlohn von 10.000 Schilling im Kollektivvertrag erreicht. Nachfolgerin als GPA-Vorsitzende war im Jahr 1989 Lore Hostasch, als erste Frau an der Spitze einer Gewerkschaft in Österreich. Hostasch war von 1994 bis 1998 auch an der Spitze der der Arbeiterkammer und war von 1998 bis 2000 Sozialministerin.

Die 2000er: Kampf gegen Sozialabbau 

Ab der Angelobung der Schwarz-Blauen Regierung 2000 kämpfte die Gewerkschaft in den folgenden Jahren vor allem dafür, dass soziale Errungenschaften nicht zerstört werden. Der damalige GPA-Vorsitzende Hans Sallmutter war auch Präsident des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungen. Er wurde in dieser Funktion von der Regierung heftig bekämpft, weil er für das Prinzip der Selbstverwaltung eintrat (Selbstverwaltung bedeutet, dass der Staat in einem bestimmten Aufgabenbereich – in diesem Fall im Bereich der Sozialversicherung - auf die Führung durch staatliche Verwaltungsbehörden verzichtet. Er übergibt diese Verwaltungsaufgaben per Gesetz sogenannten Selbstverwaltungskörpern. Selbstverwaltungskörper sind die Gremien der Sozialversicherungsträger, die wesentliche Entscheidungen treffen. Beispielweise darüber, welche Kosten die Sozialversicherung übernimmt.)

Hans Sallmutter musste 2002 sein Amt abtreten. Im Jahr 2003 fand ein großer Generalstreik statt, an dem sich auch die Gewerkschaft GPA beteiligte. Dadurch konnten die schlimmsten Verschlechterungen in der Pensionsreform verhindert werden. Gleichzeitig wurde beschlossen, dass Teilzeitbeschäftigte für Mehrarbeit, also für Arbeit, die über die vereinbarte Zeit hinausgeht, einen Zuschlag bekommen. Außerdem wurde die soziale Absicherung der freien Dienstnehmer:innen erreicht. Es wurde der weltweit erste Kollektivvertrag für die Arbeitskräfteüberlassung (regelt die Bedingungen, wenn ein Arbeitgeber (Überlasser) seine Arbeitskräfte einem anderen Arbeitgeber (Beschäftiger) zur Erbringung von Arbeitsleistungen zur Verfügung stellt. Dient zum einen als Schutz der überlassenen Arbeitskräfte und zum anderen als Schutz der Arbeitnehmer des Beschäftigerbetriebes) abgeschlossen und bis Ende 2009 wurden 1000€ Mindestlohn in allen Kollektivverträgen erreicht. 

Im Jahr 2005 übernahm Wolfgang Katzian den Vorsitz der Gewerkschaft GPA. Im Jahr 2007 erfolgte die Fusion mit der Gewerkschaft Druck-Journalismus-Papier zur GPA-djp.

Die 2010er: Papamonat wird zum Recht 

Auf Druck der Gewerkschaft wird das Lohn- und Sozialdumpinggesetz durchgebracht. Dieses soll dafür sorgen, dass Unternehmen, die sozialrechtliche Bestimmungen nicht einhalten und ihre Beschäftigten zu gering entlohnen, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, bestraft werden. Außerdem wird die Bildungskarenz zum Dauerrecht. Das bedeutet, dass Beschäftigte für die Dauer einer Weiterbildung von der Arbeit freigestellt werden. In dieser Zeit erhalten die Beschäftigten kein Gehalt. Wenn sie aber alle Voraussetzungen erfüllen, erhalten sie vom AMS ein Weiterbildungsgeld (entspricht der Höhe des Arbeitslosengeldes). 

Im Jahr 2018 wurde der GPA-Vorsitzende Wolfgang Katzian Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB).

2019 wird ein Rechtsanspruch auf den Papamonat geschaffen. Jeder Vater hat nun das Recht, einen Monat bei seinem Neugeborenen zuhause zu bleiben. Auch die Anrechnung der Karenzzeiten auf alle dienstzeitabhängigen Ansprüche wurde auf Druck der Gewerkschaft erreicht. 2018 übernahm Barbara Teiber den Vorsitz der GPA-djp. Im Jahr 2020 wurde die GPA-djp in Gewerkschaft GPA umbenannt.

Die 2020er: Fallschirm in Pandemiezeiten

Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Gewerkschaft als Sozialpartnerin die Rechte der Beschäftigten unter besonders großem Druck wahren. Mit der Einigung zwischen den Sozialpartnern auf Kurzarbeit zum Beispiel. Kurzarbeit bedeutet, dass Menschen aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Unternehmens für eine bestimmte Zeit weniger als ihre ursprüngliche Normalarbeitszeit arbeiten. Ihr Einkommen bleibt aber annähernd gleich hoch. Aber auch mit dem Modell der Sonderbetreuungszeit (kann für Eltern gelten, wenn diese ihr Kind, für das eine Betreuungspflicht besteht, zu Hause betreuen müssen, weil es auf Grund der geltenden Corona-Verordnung nicht in Schule oder Kindergarten darf (z.B. wegen einer Infektion mit dem Coronavirus), mit der Sonderfreistellung für Schwangere, (während der Corona-Pandemie konnten werdende Mütter früher den Mutterschutz antreten, wenn sie in Berufen arbeiteten, wo sie in engem Kontakt mit Kund:innen standen) mit der Risikofreistellung (Beschäftigte, die durch bestimmte Erkrankungen besonders gefährdet sind, wenn sie an Corona erkranken, hatten während der Corona-Pandemie den Anspruch auf einen sicheren Arbeitsplatz oder auf Home-Office oder auf Freistellung von der Arbeit) und auch mit dem Gesetz für Home-Office (Rechte und Pflichten von Beschäftigten und Arbeitgeber:innen, wenn die Beschäftigten im Home-Office arbeiten, werden darin festgelegt) konnten die Folgen der Pandemie für die Beschäftigten abgemildert werden. 

Seit dem Jahr 2022 stellen die hohe Teuerung infolge des Ukraine-Krieges und die Energiekrise die Gewerkschaften vor große Herausforderungen. Gerade bei den Kollektivvertragsverhandlungen konnte die Gewerkschaft aber durch sehr gute Lohnabschlüsse über der Inflationsrate wichtige Erfolge erzielen. 

Die Gegenwart

Teuerungskrise, demografischer Wandel und immer größere Schere zwischen Arm und Reich

Wir stehen vor großen gesellschaftlichen Umwälzungen: Der ökologische Wandel mit allen Bedrohungen unserer Lebensgrundlage, die Teuerungskrise, der demografische Wandel unserer Gesellschaft und die zunehmende Schieflage in der Vermögensverteilung

Ziel der Gewerkschaft GPA ist stets, dass alle Menschen ein gutes Leben führen können. So setzen wir uns dafür ein, dass es für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Freizeit immer wieder Verbesserungen gibt – bei den großen und den kleinen Problemen. Das tun wir direkt im Betrieb gemeinsam mit dem Betriebsrat (Gremium, das von den Beschäftigten eines Betriebes gewählt wird und welches die Interessen dieser Belegschaft vor der Unternehmensführung vertritt), bei Verhandlungen für ganze Branchen und indem wir unsere Forderungen an die Politik richten. 

Zu den wichtigsten dieser Forderungen zählt jene nach der Millionärssteuer (Personen, die mehr als 1 Million Euro Vermögen besitzen, sollen je nach Höhe des Vermögens zwischen 0,5 und 1,5% Steuern auf dieses Vermögen bezahlen) und jene nach einer Verkürzung der Arbeitszeit. Mit den Steuereinnahmen aus einer Millionärssteuer könnte der Staat wichtige Zukunftsprojekte wie Pflege, flächendeckende Kinderbetreuung und den ökologischen Umbau unserer Wirtschaft finanzieren. 

Zuletzt wurde die Arbeitszeit in Österreich vor mehr als 45 Jahren gekürzt. Das ist schlichtweg nicht mehr zeitgemäß. Kürzere Arbeitszeiten sind notwendig, um die Belastung durch Arbeit auf die Beschäftigten zu reduzieren und um einige Probleme rund um die Arbeit der Zukunft zu lösen. 

Dafür - und für vieles mehr - setzt sich deine Gewerkschaft GPA ein.