Papier und Elektro: Es „eckt“ gewaltig in der Frühjahrs-Lohnrunde 2025
Flächendeckende Betriebsversammlungen in der steirischen Papierindustrie sowie in der Elektro- und Elektronikindustrie
Derzeit kämpfen österreichweit rund 8.000 Beschäftigte in der Papierindustrie und auch rd. 60.000 Beschäftigte in der Elektro- und Elektronikindustrie um einen fairen Gehaltsabschluss für das vergangene Wirtschaftsjahr. Die jeweiligen letztgültigen Angebote der Arbeitgeber-Seite fassen die Betriebsrät:innen als „Provokationen“ auf.
Elektro- und Elektronikindustrie: Vierte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis abgebrochen, Angebot für Gewerkschaften „Provokation“
Die vierte Kollektivvertragsrunde für die rund 60.000 Beschäftigten der Elektro- und Elektronikindustrie (EEI) wurde am Freitagnachmittag ohne Ergebnis abgebrochen. „Das neue Angebot der Arbeitgeber für Lohn- und Gehaltserhöhungen ist eine respektlose Provokation. Es liegt weit unter der relevanten Teuerungsrate von 2,76 Prozent. Wir werden nun gemeinsam mit dem Betriebsrätinnen und Betriebsräten die Belegschaften in den Betrieben informieren und die weitere Vorgangsweise bis hin zu gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen beraten“, betont Eva Scherz, Verhandlungsleiterin der Gewerkschaft GPA.
„Die aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen in der Elektroindustrie sind ein entscheidender Moment für faire Arbeitsbedingungen, gerechte Löhne und die soziale Absicherung der Beschäftigten. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten, wachsendem Leistungsdruck und technologischem Wandel ist es wichtiger denn je, dass wir gemeinsam für unsere Interessen eintreten.", so BRV Johannes Kopp, Vorsitzender des WB03 in der Steiermark: "Ein starker Kollektivvertrag kommt nicht von selbst – er wird erkämpft. Und dieser Kampf braucht Rückhalt. Es sind die Gewerkschaftsmitglieder, die mit ihrem Engagement, ihrer Stimme und ihrem solidarischen Zusammenhalt den Druck auf Arbeitgeberseite aufbauen. Wer sich jetzt nicht beteiligt, riskiert, dass andere für die eigenen Rechte kämpfen – und das ist nicht fair."
Konkret liegt das Angebot der Arbeitgeber für Lohn- und Gehaltserhöhungen nach der vierten Runde bei 1,5 Prozent und für Betriebe in wirtschaftlichen Schwierigkeiten bei 0 Prozent. Ein nächster Verhandlungstermin konnte bisher nicht vereinbart werden. „Wir erwarten uns, dass bei einem weiteren Verhandlungstermin ein deutlich verbessertes Angebot von den Arbeitgebern auf den Tisch gelegt wird. Sollte dies nicht der Fall sein, werden die Belegschaften auf die Respektlosigkeit reagieren und den Druck weiter erhöhen“, sagt Scherz.
Papierindustrie: „Wer Gewinne schreibt, darf Beschäftigten keine Verluste zumuten!“
Auch in der dritten Verhandlungsrunde für die rund 8.000 Beschäftigten der Papierindustrie konnte keine Einigung erzielt werden. Zwar rückten die Arbeitgeber nach dem deutlichen Signal durch die Betriebsversammlungen von ihrer ursprünglichen Forderung nach einer Nullrunde ab – ihr aktuelles Angebot liegt dennoch klar unter der Inflationsrate von 2,65 Prozent. Grund dafür ist eine vorgeschlagene Deckelung, die zur Folge hätte, dass der Großteil der Beschäftigten real an Kaufkraft verliert – trotz positiver Entwicklung von Umsatz und Produktionsmenge in der Branche.
„Mehr als 80 Prozent der Betriebe weisen ein positives Betriebsergebnis vor, aber den Beschäftigten, die maßgeblich zu diesem Erfolg beitragen haben, soll nicht einmal die Inflation abgegolten werden. Das hätte zur Folge, dass Betriebe satte Gewinne und die Arbeitnehmer satte Verluste schreiben und ist für uns absolut inakzeptabel!“, betont Walter Kogler, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Papierindustrie in der Gewerkschaft GPA.
Christian Wersonik, BRV Sappi und Vorsitzender WB05 Steiermark: „Bei den Kollektivverhandlungen geht es um den Ausgleich der Teuerung, einem fairen Anteil am Erfolg, dem Erhalt der Kaufkraft im Land aber vor allem geht es um Wertschätzung jedes einzelnen Beschäftigten in der Papierindustrie. All diese Punkte sind wichtig, um langfristig einen fairen, sozialen Ausgleich zu gewährleisten.“
Neben der Deckelung enthält das Angebot der Arbeitgeber auch eine Sonderregelung für Unternehmen, die wirtschaftlich schlechter dastehen. Aus Sicht der Gewerkschaften GPA und PRO-GE ist das ein Dammbruch: „So eine massive Differenzierung hat es in der Papierindustrie noch nie gegeben – das würde bedeuten: gleiche Arbeit, aber unterschiedliche Abgeltung je nach Bilanzlage. Das lehnen wir entschieden ab“, betont Kogler.
Rückfragen-Hinweis: steiermark@gpa.at