Warnstreiks in der Sozialwirtschaft: Steiermark zeigt starke Beteiligung
In ganz Österreich kommt es derzeit zu umfangreichen Warnstreiks im Sozial- und Pflegebereich.
Hunderte Einrichtungen beteiligen sich an den Arbeitsniederlegungen, die seit Anfang der Woche als Reaktion auf das unzureichende Arbeitgeberangebot angelaufen sind. Der heutige Warnstreik bei Affido am Steinberg in Thal bei Graz steht exemplarisch für die große Streikwelle, die sich über das gesamte Bundesgebiet zieht. Allein in der Steiermark finden vom 2. bis 4. Dezember Warnstreiks in über 90 Einrichtungen statt, so viele wie noch nie zuvor. Die Beteiligung ist überwältigend und zeigt, wie stark die Entschlossenheit der Beschäftigten ist, für faire Arbeitsbedingungen einzutreten.
Warum es zu den Warnstreiks kommt
In der dritten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen haben die Arbeitgeber ein Angebot vorgelegt, das weit hinter den Erwartungen und Bedürfnissen der Beschäftigten zurückbleibt. Angesichts von Inflation, hoher Arbeitsbelastung, Fachkräftemangel und steigender Verantwortung im Sozialbereich empfinden viele Beschäftigte dieses Angebot als nicht würdig und nicht ernsthaft verhandelbar. Der Warnstreik bei Affido verdeutlicht, wie viele andere Protestaktionen österreichweit, dass es den Beschäftigten nicht um Symbolik, sondern um konkrete Verbesserungen geht. Die Gewerkschaften verlangen eine spürbare, realistische Lohnerhöhung und bessere Rahmenbedingungen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 11. Dezember anberaumt. Ob die Arbeitgeber bis dahin ein verbessertes Angebot vorlegen, bleibt offen.
Stimmen aus der Praxis
Für Christian Maierhofer, Gewerkschaftssekretär der GPA, war der Aktionstag ein klares Signal an den Verband der Sozialunternehmer (SWÖ): „Das Angebot, das aktuell am Tisch liegt, ist schlicht nicht ausreichend. Die Beschäftigten haben sich eine spürbare Lohnerhöhung verdient. Jetzt müssen sich die Arbeitgeber endlich bewegen.“ Maierhofer betont, dass der Protest bei Affido „nur einer von vielen“ sei aber einer, der zeige, wie tief die Unzufriedenheit sitzt und wie groß die Streikbereitschaft geworden ist.
Auch Florian Quinesser, Betriebsratsvorsitzender bei Affido, spricht von einem historischen Moment: „Für uns ist es eine Selbstverständlichkeit, für die Rechte der Beschäftigten im Sozialbereich einzutreten. Die Kolleg:innen leisten unverzichtbare Arbeit, sie haben sich eine gescheite Gehaltserhöhung verdient“ Quinesser bestätigt, dass die Teilnahme am Warnstreik so hoch war wie noch nie am Standort. Viele Beschäftigte hätten erstmals in ihrer Laufbahn an einer Arbeitsniederlegung teilgenommen, ein deutliches Zeichen, dass die Geduld am Ende ist.
Mustafa Durmus, Gewerkschafter und Mitorganisator des heutigen Streiks, fand klare Worte zu den Prioritäten der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger: „Es ist ein Wahnsinn, dass in manchen Budgets mehr für Klopapier vorgesehen ist als für jene Menschen, die tagtäglich für andere da sind. Das zeigt, wie verschoben die Wertschätzung im Sozialbereich noch immer ist.“ Durmus betonte, dass die aktuellen Warnstreiks nicht nur ein arbeitsrechtliches Thema seien, sondern ein gesellschaftspolitisches.
Ein Streik mit Signalwirkung, weit über die Steiermark hinaus
Der Warnstreik bei Affido reiht sich ein in eine der größten Protestwellen im Sozialbereich der letzten Jahrzehnte. Noch nie war die Streikbereitschaft so hoch, noch nie war der Zusammenhalt so spürbar. Die Beschäftigten machen klar: Sie wollen nicht mehr vertröstet werden. Sie wollen Respekt, Anerkennung und faire Löhne und sie sind bereit, dafür einzustehen. Mit Blick auf die bevorstehende Verhandlungsrunde am 11. Dezember erwarten Gewerkschaften und Beschäftigte, dass die Arbeitgeberseite endlich ein Angebot vorlegt, das dieser Arbeit gerecht wird.