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Ein Tag im Pflegeheim

Gewerkschaft GPA hat Gesundheits-LRin Leja für einen Tag ins ISD-Wohnheim Tivoli eingeladen - der Arbeitsalltag war spürbar!

Auf Einladung der Gewerkschaft GPA Tirol und des Betriebsrates vom ISD hatte die Gesundheitslandesrätin Mag. Annette Leja einen speziellen Dienstbeginn: Punkt 6:45 trat sie ihren Dienst als besondere Praktikantin im Wohnheim Tivoli. Heute erlebte die Politikerin hautnahe einen normalen Tag des Pflegepersonals am Pflegebett und konnte sich selbst ein Bild von der aktuellen Situation der Pflegebeschäftigten in Tirol machen. VertreterInnen der Gewerkschaft GPA Tirol statteten ihr einen Besuch ab und überreichten ihr eine „gesunde Jause“ als Stärkung für ihren Praktikumstag.

„Viele MitarbeiterInnen im Gesundheits- und Pflegebereich fühlen sich von der Politik nicht gehört oder sogar übergangen“ so Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol und ÖGB-Landesfrauenvorsitzende Tirol. „Deshalb haben wir Landesrätin Leja zu einem Blick hinter die Kulissen in der Pflege gebeten. Wir hoffen, dass infolgedessen unsere Forderungen mit mehr Ernsthaftigkeit geprüft und umgesetzt werden. Heute hatte die Landesrätin die Gelegenheit des Arbeitsalltages hautnahe mitzuerleben.“

Pflegemilliarde des Bundes als erster Schritt für eine Pflegereform

Nach jahrelanger Untätigkeit der politisch Verantwortlichen ist mit der nun präsentierten Pflegemilliarde und dem Begutachtungsverfahren der Gesetzesänderung der ersten Schritte von Seiten der Bundesregierung getan worden. Der angekündigte Gehaltsboni für zwei Jahre soll 520 Millionen € ist zwar positiv, jedoch für die Jahre 2022 und 2023 befristet. Diese Überzahlung muss tatsächlich bei allen Beschäftigten im Pflegebereich ankommen und ein fixer Gehaltsbestandteil werden. Weiters ist die Entlastungwoche ab dem 43. Lebensjahr (ähnlich 6. Urlaubswoche) und zwei Stunden Zeitausgleich für einen Nachdienst positiv zu bewerten,“ meint Sonja Föger-Kalchschmied. „Der neu beschlossene Ausbildungsbeitrag von 600€ ist zwar ein Fortschritt, allerdings wird dieser Betrag nicht als Einkommen gezählt. Somit sind die angehenden Pflegekräfte weder pensions- noch krankenversichert, langfristig gesehen können die Ausbildungsjahre dann nicht für die Pension angerechnet werden.“ Die treffe vor allem Frauen, die zu 70 % im Gesundheits- und Pflegeberuf arbeiten. „Das böse Erwachen kommt dann im Alter, wenn die Pension gerade noch für das Nötigste reicht“ so die ÖGB-Landesfrauenvorsitzende weiter. „Außerdem fällt negativ auf, dass bei der Reform einige Bereiche übergangen wurden. Vor allem in der Behindertenarbeit wurde während der Pandemie Herausragendes geleistet. Es ist Zeit, auch diesem Bereich die lang ersehnte Wertschätzung entgegenzubringen.“

Rasche Maßnahmen dringend erforderlich

Im Rahmen des heutigen „Praktikumtages“ der Landesrätin wird erneut auf die prekäre Situation im Pflege- und Gesundheitsbereich hingewiesen. „Gespannt sind wir auf die bereits vereinbarten Gespräche mit der Gewerkschaft und der Landesrätin, sowie der von ihr angekündigten Pflegemaßnahmen auf Tiroler Ebene. „Rasche Maßnahmen sind auch auf regionaler Ebene jetzt nicht mehr aufschiebbar, ansonsten steuern wir mit offenen Augen auf einen Kollaps im Pflege- und Gesundheitsbereich zu“ warnt Harald Schweighofer, Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol. „Wir brauchen eine weitere Arbeitszeitverkürzung auf 35-Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich, eine garantierte Arbeitszeit für Teilzeitbeschäftigte und bessere Rahmenbedingungen für die MitarbeiterInnen in der Pflege.“

„Weitere Punkte sind Supervision für alle PflegemitarbeiterInnen, Schutz vor Übergriffen & Gewalt und eine größeren Personalressource für Ausfälle durch Krankheit oder Arbeitsüberlastung. Besonders liegen uns die PraktikantInnen am Herzen, den diese sind die zukünftigen MitarbeiterInnen im Pflegebereich: Ziel muss eine Anstellung sein, ähnlich wie die PolizeischülerInnen mit mindesten 1.800,-- € Bruttogehalt,“ appelliert Sonja Föger-Kalchschmied. „Pflege geht uns alle etwas an, ob für Familienangehörige oder Bekannte oder selbst einmal als möglicher Pflegefall. Es liegt in politischer Hand, eine wertschätzende Pflege auch noch in den kommenden Jahren für alle TirolerInnen garantieren zu können!“