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Gewerkschaft GPA Tirol zum Personalnotstand in der Pflege

Beinharter Knochenjob lässt Beschäftigte aus Branche flüchten

„Pflege ist ein beinharter Knochenjob!“, zeigt Ralf Wiestner, stellvertretender Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol, auf. Er fordert die Anerkennung von Pflege als Schwerarbeit und befürchtet eine weitere Verschärfung der Situation aufgrund der schrittweisen Anhebung des Frauenpensionsantrittsalters. Der aktuelle Arbeitsklimaindex der Arbeiterkammer Oberösterreich untermauert die Befürchtungen: Demnach kann sich lediglich rund ein Drittel der Pflegebeschäftigten vorstellen, den Beruf bis zur Pension durchzuhalten.

Die Lage im Pflegesektor ist seit Jahren äußerst prekär: akuter Personalmangel, eine hohe Fluktuation, massive Belastungsfaktoren für die Beschäftigten und kaum Aussicht auf Verbesserungen. „Unsere Not wird immer größer, aber unserer Rufe verhallen nach wie vor ungehört. Wir pflegen Menschen bis wir selbst im Burn-Out landen. Viele Kolleg:innen packen den Job jetzt schon nicht mehr – sie reduzieren entweder die Arbeitszeit oder verlassen die Branche ganz. Das bedeutet, dass sich die Lage weiter zuspitzt und immer mehr Personal fehlt“, zeigt Margit Luxner auf. Sie ist selbst Betriebsratsvorsitzende im Altenwohnheim Kitzbühel und Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Gesundheit und Soziales in der Gewerkschaft GPA Tirol. Laut einer aktuellen Studie der Gesundheit Österreich GmbH werden in Österreich pro Jahr bis zu 3.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Bis zum Jahr 2050 sind das 200.000 Personen.

Zwei Drittel halten nicht bis zur Pension durch

Laut dem Arbeitsklima Index der Arbeiterkammer Oberösterreich gaben 63 Prozent der befragten Pflegebeschäftigten an, dass es derzeit sehr oder eher unwahrscheinlich für sie ist, ihre Tätigkeit bis zur Pension durchhalten zu können. „Diese Befragung ist ein weiteres, deutliches Alarmsignal an die politischen Verantwortlichen! Pflege geht uns alle an: Schon jetzt müssen in Tirol immer wieder ganze Stationen oder Bereiche in Krankenhäusern oder Pflegeheimen gesperrt werden, weil kein Personal mehr da ist. Die Anerkennung von Pflege als Schwerarbeit wäre ein sehr wichtiger Schritt, um den Beschäftigten zumindest teilweise die Wertschätzung auszudrücken, die sie zweifellos verdienen“, so Wiestner. Eine Einstufung als Schwerarbeit würde den Mitarbeiter:innen einen früheren Pensionsantritt und zwar ohne Abschläge ermöglichen und ihnen damit eine wichtige Perspektive bieten.

Pflege ist weiblich

Mit der schrittweisen Anhebung des Frauenpensionsantrittsalters befürchtet Wiestner eine weitere Verschlechterung: „Der Pflegebereich ist eine frauendominierte Branche, rund 80 Prozent der Beschäftigten sind weiblich. Die wenigsten können sich vorstellen, in diesem Job in Pension zu gehen. Wenn die wohlverdiente Pension jetzt in noch weitere Ferne rückt, werden sich viele von ihnen schon früher von der Branche abwenden. Um das zu verhindern, wäre die Einstufung von Pflege als Schwerarbeit enorm wichtig!“ Er betont abschließend: „das kann natürlich nur ein Baustein für die dringend benötigten Verbesserungen im Pflegebereich sein. Viele weitere wie eine generelle Arbeitszeitverkürzung und höhere Einkommen müssen folgen!“