Gewerkschaften, ÖGB und AK Tirol zu Tag der Pflege
Unser Pflege-, Gesundheits- und Sozialsystem droht zu kippen – Akuter Notstand in allen Bereichen!
„Uns droht ein eklatanter Versorgungsengpass im gesamten Pflege-, Gesundheits- und Sozialsystem!“, verdeutlichte heute Tirols geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied in einem gemeinsamen Pressegespräch anlässlich des „Tags der Pflege“ am 12. Mai. Gemeinsam mit den Gewerkschaften Öffentlicher Dienst (GÖD), GPA, younion und vida Tirol rufen sie zu einer Großkundgebung auf. Über 1.000 Teilnehmer:innen werden erwartet, um durch den Kreisverkehr zu marschieren – ein Symbol für die sich im Kreis drehende Problematik.
Obwohl vonseiten der Politik einige Verbesserungen eingeleitet wurden, reichen diese bei weitem nicht aus. Nach wie vor prägen dramatischer Personalmangel, immenser Zeitdruck, große psychische wie physische Belastungen und fehlende Zukunftsperspektiven den Arbeitsalltag der Beschäftigten im Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich. Immer mehr verlassen die Branche, weil sie den Belastungen nicht mehr standhalten. Stationen bleiben unbesetzt, Wartezeiten für Heimplätze dauern Jahre – alarmierende Zustände, die seit Jahren ignoriert werden. Obwohl zahlreiche von den Gewerkschaften organisierte Großkundgebungen mit bis zu 2.000 Teilnehmer:innen auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht haben, verhallen die Rufe der Arbeitnehmer:innen ungehört.
Sonja Föger-Kalchschmied, geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende:
„Die Tätigkeit, die diese Beschäftigten tagtäglich ausüben, ist mentale und körperliche Schwerstarbeit. Sie haben die Belastungsgrenze längst überschritten! Sie stehen rund um die Uhr im Dienst am Menschen und zwar mit Empathie, Fachwissen und einem enormen körperlichen und seelischen Einsatz. Die Beschäftigten des Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereichs sind das Rückgrat der Gesellschaft – und sie stehen vor dem Zusammenbruch!“
Föger-Kalchschmied weiß, wovon sie spricht: Sie arbeitet seit Jahren im Behindertenbetreuungsbereich und ist Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol. Der ÖGB Tirol hat bereits ein umfangreiches Positionspapier mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen erarbeitet und den politischen Akteur:innen übergeben, die Forderungen werden mit der heutigen Kundgebung untermauert. Die wichtigsten Punkte darin sind eine generelle Arbeitszeitverkürzung bei vollem Einkommens- und Personalausgleich, die leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche, ein Ausbau der Maßnahmen für die Ausbildung neuer Pflegekräfte sowie Initiativen, um bestehendes Personal zu halten. Das will man unter anderem mit vorbeugenden Maßnahmen wie regelmäßiger Supervision oder Physiotherapie erreichen, aber auch mit mehr unterstützendem Personal oder technischen Hilfsmitteln wie beispielsweise Bettenkränen. Ein zentraler Punkt ist auch die Ausfinanzierung der Kurzzeitpflege. In Bezug auf die kürzlich angekündigte leichtere Erreichbarkeit der Schwerarbeitspension für Pflegebeschäftigte ist es für Föger-Kalchschmied wichtig, dass die Ausbildungszeit als Versicherungszeit anerkannt wird. Damit könnten mehr Beschäftigte in diese Regelung fallen.
Sonja Föger-Kalchschmied, geschäftsführende ÖGB-Landesvorsitzende:
„Die Beschäftigten im Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich leisten täglich Übermenschliches unter schwierigsten Bedingungen. Ihr Einsatz ist unverzichtbar, doch die Belastungen sind längst am Limit. Es braucht endlich die Rahmenbedingungen, die ihrer bedeutenden Arbeit gerecht werden! Die Politik darf nicht länger wegsehen, sondern muss sich dieser Aufgabe stellen. Ansonsten wird unser System zusammenbrechen!“