Gewerkschaft GPA Tirol zu SWÖ-Kollektivvertragsverhandlungen
Rund 11.000 Tiroler Beschäftigte verdienen fairen Abschluss - Betriebliche Aktionen bereits geplant

Im Rahmen einer Betriebsräte-Konferenz in Innsbruck, an der rund 50 BetriebsrätInnen aus dem privaten Sozial- und Gesundheitsbereich teilnahmen, wurde die weitere Vorgehensweise in Bezug auf die Kollektivvertragsverhandlungen für die Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) beschlossen. „Die Stimmung unter den BetriebsrätInnen ist äußerst gut. Wir sind auf die kommenden Wochen und vielleicht Monate bestens vorbereitet“, so Ralf Wiestner, stv. Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA.
Am 19. September haben die SWÖ KV-Verhandlungen für rund 130.000 Beschäftigte in Österreich – darunter rund 11.000 in Tirol – mit der Forderungsübergabe begonnen. Zuvor hatte die Gewerkschaft GPA österreichweit die Mitglieder in der Branche nach den aktuellen Problemstellungen und Kollektivvertragsforderungen für 2023 befragt und daraus die Forderungen abgeleitet. „An einem kräftigen Reallohnzuwachs, mit dem nicht nur die aktuelle Teuerung sondern auch die hervorragende Leistung der Beschäftigten vor allem während der Krise abgegolten wird, führt kein Weg vorbei! Auch Vordienstzeiten müssen dringend besser angerechnet werden. In Zeiten multipler Krisen sind soziale Arbeit und Gesundheitsberufe besonders gefordert. Diesem Umstand muss Rechnung getragen werden. Zusätzlich muss endlich die 35-Stunden-Arbeitswoche bei vollem Lohn- und Personalausgleich im Kollektivvertrag verankert werden“, so Margit Luxner, Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Gesundheit und Soziales in der GPA-djp Tirol und selbst Betriebsratsvorsitzende in einem großen Pflegeheim.
Besonders auf die schwierige Situation in den Mobilen Diensten weist Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol hin: „Die enorm gestiegenen Spritpreise haben zur Folge, dass jene MitarbeiterInnen, die für Dienstfahrten auf den eigenen PKW angewiesen sind unterm Strich deutlich weniger Einkommen haben. Eine Erhöhung des Kilometer-Geldes auf 60 Cent ist daher essentiell.“ Sie betont, dass es nicht nur Verbesserungen braucht, um die Beschäftigten in der Branche zu halten, sondern auch gute Angebote für NeueinsteigerInnen: „Neben einer Erhöhung der Lehrlingseinkommen ist eine faire Abgeltung von Praktika überfällig, und zwar mit mindestens 1.000 Euro im Monat. Auch bei der Lehre mit Matura sollten Kurszeiten als Arbeitszeiten gelten. Darüber hinaus müssen Zivildienst, ein freiwilliges soziales Jahr und berufsrelevante Praktika endlich als Vordienstzeiten angerechnet werden.“
Robert Senn, Betriebsratsvorsitzender bei den Innsbrucker Sozialen Diensten, dem größten Tiroler SWÖ-Betrieb, sieht vor allem den Flexibilisierungszuschlag als Gebot der Stunde: „Das ständige Einspringen geht an die Substanz und wird derzeit so gut wie nicht abgegolten – das muss sich endlich ändern. Auch bei Verletzung der Wochenruhe und der Wochenendruhe braucht es dringend Nachbesserungen in Form von erhöhter bezahlter Ersatzruhezeit.“ Man habe als Gewerkschaft in den letzten Jahren schon viel erreicht, aber nach wie vor bestehe deutlicher Verbesserungsbedarf. „Die hohe Teilzeitquote von rund 70 Prozent spricht für sich: Die Belastungen sind einfach zu hoch, als dass eine Vollzeitarbeit gut möglich ist. Wir zeigen seit Jahren die massiven Probleme auf – die Politik muss endlich die notwendigen Gelder für eine umfassende Reform zur Verfügung stellen!“
Betriebliche Aktionen Anfang November
Die nächsten Verhandlungsrunden sind für 14. und 19. Oktober geplant. Im Anschluss daran sind für Anfang November bereits Aktionen in den Betrieben geplant. „Die Beschäftigten sind bereit, mit allen Mitteln für ihre Forderungen einzutreten. Unsere Reihen sind geschlossen, wir sind bestens vorbereitet. Mit den Aktionen in den Betrieben wollen wir aufzeigen, dass es ohne die Beschäftigten nicht geht. Die MitarbeiterInnen haben sich einen fairen KV-Abschluss mehr als verdient!“, betont Wiestner. Die Gewerkschaft GPA Tirol hat dazu eine Social-Media-Kampagne mit BetriebsrätInnen gestartet, die über die vielfältigen Tätigkeiten im privaten Sozial- und Gesundheitsbereich und die notwendigen Reformmaßnahmen informiert.
Eine Auflistung der Tiroler SWÖ-Betriebe ist unter folgendem Link zu finden: http://www.bags-kv.at/1042,,,2.html