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Handels-KV: Auch am ersten Einkaufssamstag Warnstreiks

Parallele Kundgebung der Gewerkschaft GPA mit Informationen an Kund:innen

Auch am heutigen ersten Einkaufssamstag vor Weihnachten blieben einige Geschäfte aufgrund von Warnstreiks geschlossen, diesmal im Innsbrucker Sillpark. Im Außenbereich zeigten rund 60 Gewerkschafter:innen, Funktionär:innen und Betriebsrät:innen vollste Solidarität mit den Streikenden und informierten Kund:innen. Nachdem die Arbeitgeber auch die mittlerweile vierte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag im Handel abgebrochen haben, finden aktuell in ganz Österreich - auch in Tirol - Warnstreiks statt. Im Tiroler Handel sind rund 50.000 Mitarbeiter:innen beschäftigt.

„Nach wie vor sind die Arbeitgeber nicht bereit, ein Angebot vorzulegen, das über der rollierenden Inflationsrate von 9,2 % liegt. Die von der Arbeitgeberseite angebotenen sechs Prozent Gehaltserhöhung plus Einmalzahlung sind angesichts der hohen Teuerung wahrhaftig ein Affront gegenüber den Beschäftigten. Man darf außerdem nicht vergessen, dass der Großteil der Beschäftigten Frauen sind. Sehr viele von ihnen arbeiten– meist aufgrund von Betreuungspflichten – in Teilzeit und verdienen daher ohnehin wenig“, untermauert Harald Schweighofer, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol, die Notwendigkeit von höheren Einkommen. Von Einmalzahlungen hält er wenig: „Die Einmalzahlung ist für uns als Gewerkschaft nicht akzeptabel, weil die Menschen natürlich auf ihre Pension, auf die Lebensarbeitszeit extrem viel Geld verlieren würden!“

Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth sicherte den Streikenden die vollste Solidarität der gesamten Gewerkschaftsbewegung zu und nahm die Arbeitgeber in die Verantwortung: „Das Angebot ist nicht nur eine Frechheit, es ist auch enorm respektlos gegenüber jenen Systemerhalter:innen, die auch während der Corona-Pandemie für uns da waren! Die Teuerung trifft jene, die nicht viel verdienen, ganz besonders. Seit eineinhalb Jahren müssen Österreichs Beschäftigte bei Lebensmitteln, Wohnen und Energie jeden Euro zweimal umdrehen. Umso wichtiger ist es, mit höheren Einkommen die Existenzen zu sichern und die Kaufkraft zu erhalten.“

Dem schloss sich auch Jochen Niederl, Betriebsratsvorsitzender der Liebherr Österreich Vertriebs- und Service GmbH und Mitglied des Verhandlungsteams der Gewerkschaft GPA, an: „Besonders in Tirol, wo die Lebenserhaltungskosten überdurchschnittlich hoch sind, brauchen wir einen Abschluss, der den Beschäftigten im Handel einen realen Ausgleich der Teuerung ermöglicht. Die Einkommen im Handel sind ohnehin gering, die Teilzeitquote hoch. Viele meiner Kolleg:innen kämpfen aktuell damit, ihre Fixkosten gerade noch decken zu können!“ Die Gewerkschaft GPA fordert eine Gehaltserhöhung von 9,4% plus 15 Euro Fixbetrag, das würde eine durchschnittliche Gehaltserhöhung von 9,97% bedeuten. Die Gewerkschaft will zudem einen sozial gestaffelten Abschluss erreichen, um speziell die unteren Einkommensgruppen anzuheben.

Österreichweit finden in mehr als 300 Handelsgeschäften Warnstreiks statt, in denen die Beschäftigten einige Stunden ihre Arbeit niederlegen. Bestreikt werden alle Branchen vom Buchhandel über große Modeketten bis hin zu Supermärkten