Keine Generalverdächtigung von Arbeitnehmer:innen!
Absage an WKÖ-Forderung nach mehr Krankenstandskontrollen_mehr betriebliche Gesundheitsförderung notwendig
Zur WKÖ-Forderung nach strengeren Krankenstandskontrollen bezieht Tirols geschäftsführende ÖGB-Vorsitzende Sonja Föger-Kalchschmied klar Stellung: „Arbeitnehmer:innen mit pauschalen Unterstellungen unter Generalverdacht zu stellen, ist ein absolutes No-Go! Ein Krankenstand ist kein Privileg, sondern ein notwendiger Schutzmechanismus für die Gesundheit der Beschäftigten – und damit letztlich auch für die Unternehmen selbst.“ Sie nimmt zudem die Unternehmen in die Pflicht, mittels betrieblicher Gesundheitsförderung mehr präventive Maßnahmen zu setzen.
„Mit solchen Forderungen erreicht man keine tragfähigen Lösungen. Im Gegenteil: Das führt zu einer gefährlichen Entmenschlichung!“, zeigt sich Föger-Kalchschmied angesichts der WKÖ-Forderung entsetzt. Sie ortet eine gefährliche negative Grundhaltung gegenüber den Arbeitnehmer:innen. „Viel wichtiger ist es, dass wir gemeinsam alles daransetzen, die Arbeitswelt so gesund wie möglich zu gestalten. Wir benötigen ein Gesundheitssystem, das Erkrankten so rasch wie möglich bestmögliche Versorgung und Unterstützung zukommen lässt. Psychische Erkrankungen müssen endlich ernster genommen werden, Therapieplätze müssen ausgebaut werden“, betont die Tiroler ÖGB-Chefin. Sie verweist auf die aktuelle Situation im Gesundheitssystem, die mitunter wochen- oder gar monatelange Wartezeiten mit sich bring. „Das lange Warten auf Termine oder Therapien verursacht längere Krankenstände, die Beschäftigtengeraten dadurch ohnehin schon unter Druck, möglichst rasch gesund zu werden.“
Arbeitgeber in der Pflicht
Auch die Betriebe selbst seien am Zug: „Die Arbeitgeber haben eine gesetzlich verankerte Fürsorgepflicht gegenüber ihren Beschäftigten. Betriebliche Gesundheitsförderung und die Evaluierung psychischer Belastungen sind wichtige Instrumente zur Prävention. Hier muss von den Unternehmen noch deutlich nachgebessert werden!“ Zudem sei die Arbeitgeber-Seite dringend gefordert, Arbeitsbedingungen zu schaffen, die nicht krank machen. Leider sei jedoch oft das Gegenteil der Fall: „Betriebsräte berichten uns oft von ungeheuer viel Druck im Unternehmen, wenig Augenmerk auf die Beschäftigung und der Grundhaltung ‚Arbeiten bis zum Umfallen‘. Sobald Beschäftigte gesundheitliche Probleme haben, werden sie gekündigt und damit quasi ‚aussortiert‘. Es fehlt an Empathie und Menschlichkeit.“
Prävention statt Misstrauen
Bei Krankenständen gibt es bereits klare Meldepflichten und Kontrollmechanismen. „Wer krank ist, soll die Möglichkeit haben, in Ruhe gesund zu werden, anstatt sich durch zusätzlichen Druck schneller wieder in den Arbeitsprozess zu zwingen. Das würde langfristig nur zu mehr Krankenständen, höheren Folgekosten und geringerer Produktivität führen. Anstatt Misstrauen zu säen, braucht es Investitionen in Prävention, gesunde Arbeitsbedingungen und faire Entlohnung“, so Föger-Kalchschmied abschließend.