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Lautstarke Forderung nach Pflege-Bonus für alle

Kundgebung für gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit fordert dringend Verbesserungen im Behindertenbereich

Seit der großen Ankündigung eines „Pflegebonus“ seitens des Bundes sind schon viele Monate vergangen, auf den Konten zahlreicher Beschäftigten im Behindertenbereich schlägt sich dieses finanzielle Goodie allerdings nicht nieder. In Form einer Kundgebung unter dem Motto „Jetzt haben wir das Theater! – Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit im Behindertenbereich“ machten heute Beschäftigte sowie Gewerkschaftsvertreter:innen vor dem Tiroler Landestheater ihrem Ärger Luft. 

Laut für die Rechte der Arbeitnehmer:innen

Vor allem im praktischen Arbeitsalltag stößt die ungleiche Lösung des Pflegebonus auf viel Unverständnis. „Natürlich sprechen Arbeitskolleg:innen im Pflegebereich miteinander und es ist alles andere als gut für den Teamzusammenhalt, wenn jemand für die gleiche Arbeit weniger Geld bekommt“, zeigt Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol auf. Problematisch ist hierbei die Berechnungsgrundlage für den Bonus, so die Gewerkschafterin: „Der Anspruch auf den Bonus richtet sich nach der jeweiligen Ausbildung der Beschäftigten anstatt nach der ausgeübten Tätigkeit. Das führt konkret dazu, dass Menschen, die seit Jahren die gleiche Arbeit in der gleichen Qualität ausüben, unterschiedlich behandelt werden. Rund die Hälfte der Kolleg:innen erhält den Bonus, die andere Hälfte nicht. Vor allem vor dem Hintergrund der so schwierigen Jahre – akuter Personalmangel, ständiges Maskentragen und vieles mehr – führt diese Ungleichbehandlung zu Konflikten, Frust und Unmut. Deshalb ist es jetzt besonders wichtig, den Druck Richtung Bundesregierung zu erhöhen!“

Auch Margit Luxner, Wirtschaftsbereichsvorsitzende für Gesundheit/Soziales in der GPA Tirol und Betriebsratsvorsitzende des Altenwohnheims Kitzbühel, macht sich ebenfalls bei der Kundgebung für die Beschäftigten stark: „In den Betrieben wird durch die regelmäßige Ungleichbehandlung seitens der Bundesregierung nahezu eine Zwei-Klassen-Gesellschaft heraufbeschworen. Als Betriebsrätin liegt mir Gerechtigkeit und Fairness besonders am Herzen, deswegen sagen wir den Verantwortlichen klar: So geht’s nicht weiter! Die Arbeit in der Pflege ist Schwerstarbeit und zeichnet sich vor allem durch Teamwork aus. Mitarbeiter:innen dürfen nicht länger auseinanderdividiert werden!“

Ralf Wiestner, stellvertretender Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol, gibt sich indes kämpferisch: „Wir werden mit Sicherheit nicht tatenlos zusehen, wie engagierte und fleißige Mitarbeiter:innen gerade angesichts der hinter ihnen liegenden äußerst schwierigen Jahre beim Bonus durch die Finger schauen. Deshalb schicken wir heute eine klare Botschaft an die Verantwortlichen in der Bundesregierung: Wir stehen füreinander ein und lassen nicht locker, bis Beschäftigte endlich fair und wertschätzend behandelt werden!“

Auch Gertraud Pichler, Betriebsratsvorsitzende der Sozialen Einrichtungen der Barmherzigen Schwestern Zams BetriebsgmbH, sieht großes Konfliktpotential: „Grundsätzlich ist es gut, dass man versucht in die Branche Verbesserungen zu bringen, allerdings ist die aktuelle Regelung genauso wie die Corona-Prämie einfach praxisfremd. Im Endeffekt verursacht man mehr Schaden wie beispielsweise Streitigkeiten innerhalb der Belegschaft, als dass man die Branche attraktiviert.“

„Keil zwischen den MitarbeiterInnen“

Das kann Robert Senn, Betriebsratsvorsitzender der Innsbrucker Sozialen Dienste (ISD), nur bestätigen: „Eine der grundsätzlichen Aufgaben eines Betriebsrates ist es, den ‚sozialen Frieden‘ im Betrieb zu wahren. Erst die Regelungen, die im Zuge der Corona-Pandemie von der Bundesregierung getroffen wurden, haben mir vor Augen geführt, wie schwierig diese Aufgabe mitunter sein kann. Schon mit dem Gesetz zur finanziellen Aufwertung der Pflege hat man extreme Unzufriedenheit und Reibungsverluste erzeugt, mit dem Bonus, den einige bekommen und andere nicht, treibt man einen weiteren Keil zwischen die Mitarbeiter:innen. In der Realität überschneiden sich oft die Aufgaben, eine einfache Trennung ist nicht möglich und oft auch nicht sinnvoll – auch im Sinne der Klient:innen nicht. Wir arbeiten im Betrieb miteinander, deswegen soll auch jede und jeder den gleichen Bonus bekommen.“

Auch Markus Pichler, Betriebsratsvorsitzender beim Diakoniewerk Tirol, kann über breiten Unmut berichten: „Der Ärger über die Auszahlungsmodalitäten war auch in unserem Betrieb groß: Vor allem wenn man bedenkt, dass die Beschäftigten den eklatanten Personalmangel ausgleichen und zusätzliche Tätigkeiten übernehmen müssen. Mit dieser Vorgehensweise hat man zahlreiche Mitarbeiter:innen wirklich regelrecht vor den Kopf gestoßen. Der Personalmangel ist so eklatant, dass viele sprichwörtlich auf dem Zahnfleisch daherkommen. Umso wichtiger wäre es, dass wirklich alle den Bonus bekommen.“