Lichtermeer im Altenwohnheim Kitzbühel
Kundgebung für fairen Abschluss bei SWÖ-Kollektivvertragsverhandlungen

„Wir leuchten den Arbeitgebern den Weg“ – unter diesem Motto erhellten gestern insgesamt 170 Laternen den Vorplatz des Kitzbüheler Altenwohnheims, um auf die Notwendigkeit eines fairen Kollektivvertragsabschlusses in der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) aufmerksam zu machen. Die insgesamt 170 Laternen standen dabei stellvertretend für die 170 MitarbeiterInnen der Unterländer Pflegeeinrichtung. Die Gewerkschaften GPA und vida fordern für den privaten Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich ein Einkommensplus von 15 Prozent oder mindestens 350 Euro sowie generell bessere Rahmenbedingungen. Die nächste Verhandlungsrunde ist für 16. November angesetzt, im Vorfeld finden österreichweit Aktionen statt.
„Es war den Betriebsrätinnen und der Gewerkschaft GPA wichtig, mit dieser Kundgebung auch ein positives Signal der Wertschätzung an die MitarbeiterInnen im Sozial-Gesundheits-Pflegebereich zu senden. Damit das Engagement der Beschäftigten weiterhin leuchtet und neue MitarbeiterInnen, für diese gesellschaftlich wichtigen Berufe gewonnen werden können, ist es unabdingbar, gute Arbeitsbedingungen und ein faires Gehalt einzufordern – diese können nur über einen starken Kollektivvertragsabschluss für die Beschäftigten sichergestellt werden“, so Ralf Wiestner, stellvertretender Geschäftsführer der Gewerkschaft GPA Tirol.
Die Notwendigkeit für bessere Arbeitsbedingungen unterstreicht auch Margit Luxner, Betriebsratsvorsitzende im Altenwohnheim Kitzbühel, Vorsitzende des Wirtschaftsbereichs Gesundheit und Soziales in der Gewerkschaft GPA Tirol und Kollektivvertragsverhandlerin: „Die Pflege ist für mich und sehr viele KollegInnen einer der schönsten und erfüllendsten Berufe. Allerdings müssen endlich auch die Rahmenbedingungen passen, damit wir ihn auch länger ausüben können. Viele MitarbeiterInnen können oder wollen nicht mehr. In der Vergangenheit wurden vonseiten der Politik zu oft Versprechungen gemacht und dann nicht eingehalten. Zahlreiche KollegInnen überlegen mittlerweile, die Branche zu wechseln. Dieses Alarmsignal muss dringend ernst genommen werden!“. Aufgrund der außerordentlich hohen Belastungen im Pflegebereich ist dort die Teilzeitquote überdurchschnittlich hoch, 80 Prozent der Beschäftigten sind Frauen.
Ihr Appell richtet sich primär an die verantwortlichen PolitikerInnen: „In unserer Branche können die Arbeitgeber nur bedingt von finanziellem Spielraum Gebrauch machen, daher richten wir unser Anliegen primär an die EntscheidungsträgerInnen in der Politik. Sie sind in der Verantwortung, für diese gesellschaftlich so wichtige Branche ausreichend Gelder zur Verfügung zu stellen!“.
Neben einer deutlichen Erhöhung der Einkommen fordert die Gewerkschaft GPA unter anderem eine bessere Entlohnung für kurzfristiges Einspringen und eine Erhöhung des Kilometergeldes. „Vor zwei Jahren wurde als Zeichen der Wertschätzung viel für uns geklatscht. Diese an sich gut gemeinte Geste darf aber nicht die einzige bleiben, diese Wertschätzung muss sich vor dem Hintergrund der steigenden Lebenserhaltungskosten auch finanziell ausdrücken. Seit drei Jahren sind die Beschäftigten im Krisen-Dauer-Einsatz, nach wie vor müssen Masken getragen werden. Dazu kommt die höchste Teuerungsrate seit über 70 Jahren. Es braucht ganz einfach eine Abgeltung für die massive Belastung und die explodierenden Preise. Daher fordern wir ein Gehaltsplus von 15 Prozent bzw. einen Mindestbetrag von 350 Euro mehr im Monat!“, appelliert Wiestner abschließend. Auch auf Anreize, vermehrt neues Personal zu gewinnen, dürfe nicht vergessen werden. Die Gewerkschaft GPA fordert daher eine Bezahlung während der Ausbildung analog zu PolizeischülerInnen.
Die 3. Kollektivvertragsverhandlungsrunde für die SWÖ Ende Oktober blieb ohne Ergebnis. Das Angebot der Arbeitgeberseite ist für die Gewerkschaft GPA angesichts der hohen Belastungen im Pflege- und Sozialbereich deutlich zu wenig, sie fordert eine Erhöhung der Einkommen von 15 Prozent bzw. mindestens 350 Euro.