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Pflegebereich wird im Kreis geschickt

Protestaktion für bessere Arbeitsbedingungen, Corona-Bonus und fair bezahlte Praktika

„Wir wollen mehr als Lob und Klatschen!“ – mit diesem und ähnlichen Slogans protestierten heute Nachmittag GewerkschafterInnen, BetriebsrätInnen und Beschäftigte aus dem Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich für längst überfällige Verbesserungen. Konkret fordern sie bessere Arbeitsbedingungen, kürzere Arbeitszeiten sowie die längst überfällige Auszahlung des Corona-Bonus. Ralf Wiestner, betreuender Sekretär der Gewerkschaft GPA Tirol, sprach von „Respektlosigkeit der Politik gegenüber den Beschäftigten“.

„So geht es nicht weiter! Die prekäre Situation ist den Verantwortlichen schon lange bekannt, passiert ist bis dato nichts. Den schönen Worten müssen endlich Taten folgen, bislang wurden wir von den PolitikerInnen immer nur vertröstet. Deswegen werden wir uns gemeinsam mit Betriebsrät*innen und Beschäftigten auf der Straße Gehör verschaffen und so unseren Forderungen Nachdruck verleihen. Die heutige Aktion war lediglich der Auftakt für weitere Protestaktionen“, kündigt Wiestner an. Obwohl der Personalnotstand in aller Munde ist, bleibt die Politik Maßnahmen zu echten Verbesserungen schuldig. „Berechnungen zufolge werden bis zum Jahr 2030 werden rund 7000 Pflegekräfte in Tirol fehlen. Es ist also allerhöchste Zeit, endlich für gute Arbeitsbedingungen in diesem Bereich zu sorgen!“, verweist Wiestner auf die Dringlichkeit dieser Forderung!

„Wir können schon lange nicht mehr“

Auch Margit Luxner, Tirols Wirtschaftsbereichsvorsitzende für den Bereich Gesundheit und Soziales in der Gewerkschaft GPA Tirol und Betriebsratsvorsitzende des Altenwohnheims Kitzbühel, betont: „Wir arbeiten unter den härtesten Bedingungen so gut wie 365 Tage im Jahr. Eklatanter Personalmangel ist seit Jahren Realität. Die Pflege ist für uns eine echte Herzensangelegenheit, aber wir können schon lange nicht mehr und unsere Hilferufe verhallen ungehört.“ Die Gewerkschaft GPA fordert kürzere Arbeitszeiten, eine faire Bezahlung unter anderem 1.700 Euro für PraktikantInnen, generell bessere Arbeitsbedingungen sowie die Auszahlung des seit Mai von der Regierung versprochenen Corona-Bonus. Diese Einmalzahlung muss zudem auf den Sozialbereich ausgeweitet werden. 

Corona-Bonus: bislang kein Cent bei Beschäftigten

500 Euro Corona-Bonus steuerfrei wurde den sogenannten „HeldInnen der Krise“ von der Bundesregierung im Mai versprochen. Obwohl der Beschluss dafür am 17. Juni gefällt wurde, warten die Beschäftigten nach wie vor vergeblich auf die Auszahlung. „Bislang ist kein Cent von dem versprochenen Geld bei den Beschäftigten angekommen. Jene MitarbeiterInnen, die über Monate hinweg extremen Belastungen ausgesetzt waren und aufgrund der aktuellen angespannten Corona-Situation nach wie vor sind, haben sich so einen Umgang nicht verdient. Das ist eine einzige große Respektlosigkeit“, weiß auch Sonja Föger-Kalchschmied, Bundesausschussmitglied der Gewerkschaft GPA, die gleichzeitig betont: „Es ist absolut unverständlich, warum die Bonus-Zahlung nur für einzelne Bereiche gelten soll. Eine ‚Zwei-Klassen-Gesellschaft‘ bei den MitarbeiterInnen ist für uns definitiv nicht nachvollziehbar!“