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Schulstart vor allem für Alleinerziehende finanzielle Herausforderung

Inflation verschärft Problematik zusätzlich

Angesichts der hohen Inflation und der geradezu explodierenden Energiepreise bedeuten die beim Schulstart für Eltern anfallenden Kosten nicht selten eine immense finanzielle Herausforderung. Knapp 1.800 Euro geben Eltern in Tirol jährlich für den Schulbesuch ihrer Kinder aus, der Großteil davon ist im September fällig. Die Gewerkschaft GPA warnt in diesem Zusammenhang vor einer Armutsfalle vor allem für Alleinerziehende.

Laut einer SORA-Erhebung im Auftrag der Arbeiterkammer haben in Tirol Eltern im Schuljahr 2020/21 1.796 Euro für den Schulbesuch ihrer Kinder ausgegeben. „Gerade zu Schulbeginn fallen viele Kosten an: Laptop, Schultasche, Schreib- und Malsachen, Turnkleidung etc. Für jene Eltern, deren Einkommen ohnehin kaum reicht, bedeutet das eine Existenzbedrohung!“, zeigt Verena Zisler, Frauensekretärin der Gewerkschaft GPA Tirol auf. Vor allem für Alleinerziehenden – meist Frauen – bedeute das eine große finanzielle Herausforderung.

Verena Zisler
Verena Zisler, Frauensekretärin Gewerkschaft GPA Tirol Dominique Huter
Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende Lebenshilfe Tirol
Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende Lebenshilfe Tirol

„Der wöchentliche Einkauf ist mittlerweile um fast 20 Prozent teurer geworden, überall steigen die Preise enorm an. Viele Menschen fürchten sich vor ihren nächsten Strom- oder Gasrechnungen. Und viele wissen nicht, wie sie die Schulsachen ihrer Kinder finanzieren sollen!“, warnt Zisler und fordert mehr finanzielle Unterstützung. Die Schulkostenbeihilfe wurde zwar mit 1. September 2022 angehoben, reicht aber vielerorts nicht aus. „Die derzeitige Förderung des Landes ist leider oft zu wenig. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit einem maximalen Netto-Einkommen von 1.600 Euro erhält beispielsweise 200 Euro. Dazu kommen noch einmal 100 Euro Schulstartgeld vom Bund. Bei einem dermaßen geringen Einkommen muss man allerdings davon ausgehen, dass ohnehin mehr als die Hälfte allein für die Miete weggerechnet werden muss. Dazu kommen jetzt die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise. Da sind 300 Euro für den Schulanfang einfach zu wenig!“ Nach wie vor verdienen Frauen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Der Equal Pay Day – also jener Tag, ab dem Frauen statistisch gesehen sozusagen unbezahlt arbeiten - findet in Tirol heuer am 18. Oktober statt, das bedeutet, dass die Einkommensschere noch immer nicht geschlossen ist.

Zwischen Bildungsgrad und Armut besteht in Österreich nach wie vor ein deutlicher Zusammenhang: Vor allem für Kinder aus einkommensschwächeren Familien ist das Erlangen eines höheren Bildungsgrades deutlich erschwert. „Bildung darf nicht von der Geldtasche der Eltern abhängen. Die Politik ist hier in der Verantwortung, die Schulkosten für jene Kinder zu übernehmen, deren Eltern sie sich nicht leisten können. Jedes fünfte Kind ist in Österreich von Armut betroffen, in den Städten jedes dritte. Aufgrund der enormen Teuerung wird die Zahl der armutsgefährdeten Kinder noch stärker steigen. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Kinder finanziell ausgegrenzt werden und ihnen die Perspektive auf eine gute Zukunft genommen wird!“, appelliert auch Sonja Föger-Kalchschmied, Betriebsratsvorsitzende der Lebenshilfe Tirol, abschließend.