Gewalt im Handel nimmt spürbar zu
Deine Gewerkschaft GPA fordert mehr Respekt für Handelsangestellte!
Gewalt am Arbeitsplatz ist für viele Handelsangestellte keine Ausnahme mehr, sondern trauriger Alltag. Das zeigt eine aktuelle Umfrage deiner Gewerkschaft GPA unter 1.500 Beschäftigten. Fast jede:r Zweite hat im Laufe seiner Tätigkeit im Handel bereits Gewalt erlebt – rund jede:r Zehnte allein im vergangenen Jahr. Besonders alarmierend: Über die Hälfte der Befragten berichtet von einer Zunahme an Gewalt in den letzten fünf Jahren.
„Wer einkaufen geht, hat keine Lizenz, Beschäftigte respektlos zu behandeln. Wer Menschen im Handel anschreit, beleidigt oder bedroht, überschreitet eine Grenze – rechtlich, aber vor allem menschlich“, betont Barbara Teiber, Vorsitzende deiner Gewerkschaft GPA.
„Respekt ist das Mindeste, das jene verdienen, die täglich für andere da sind!“
Belastung steigt – Schutz bleibt aus
Die Vorfälle reichen vom lauten Anschreien bis zu sexuellen Übergriffen. Mehr als sechs von zehn Beschäftigten wurden bereits angeschrien oder beleidigt, über ein Drittel wurde bedroht. Besonders betroffen sind Frauen: Vier von zehn berichten von sexistischen Witzen, jede Fünfte wurde verbal sexuell belästigt, jede 25. Frau ist von einem sexuellen Übergriff am Arbeitsplatz betroffen.
„Viele unserer Kolleg:innen machen ihren Job gern. Sie beraten mit Herz, sie sind für andere da – auch wenn der Ton rau wird. Aber wer ständig unter Stress und Angst lebt, verliert irgendwann die Kraft. Nicht, weil man nicht mehr will – sondern weil man nicht mehr kann.“
Sabine Grossensteiner, Betriebsrätin bei BILLA, kennt diese Realität
Mitbestimmung wirkt – Betriebsräte machen den Unterschied
Besonders deutlich zeigt sich: Dort, wo es einen Betriebsrat gibt, sinkt das Risiko von Gewalt betroffen zu sein. Nötigung und Erpressung treten in mitbestimmten Betrieben nur halb so häufig auf. Auch bei Ausgrenzung und Herabsetzung liegen die Werte rund zehn Prozent niedriger.
Doch betriebliche Mitbestimmung wirkt nicht nur gegen Gewalt – sie stärkt das gesamte Arbeitsklima. „Beschäftigte in mitbestimmten Betrieben fühlen sich sicherer, können Probleme offener ansprechen und haben mehr Vertrauen – nicht nur in ihre Vorgesetzten, sondern auch in ihre Kolleg:innen“, betont Sabine Grossensteiner.
„Wo Mitbestimmung gelebt wird, herrscht mehr Respekt. Betriebsräte schützen – vor Übergriffen, vor Eskalation und vor dem Gefühl, allein zu sein. Und sie schaffen ein Klima, in dem Menschen gerne arbeiten – weil sie sich gehört, gesehen und ernst genommen fühlen.“
Respekt ist nicht die Kür – sondern die Voraussetzung
Über die Hälfte der Beschäftigten gibt an, die psychischen Anforderungen im Job kaum oder gar nicht mehr bewältigen zu können. Fast jede:r Vierte überlegt, den Beruf wegen Gewalt zu verlassen.
„Hier geht es nicht darum, dass jemand einmal nach der zweiten Kasse ruft oder das ‚Bitte‘ vergisst. Hier geht es um Anschreien, Einschüchtern, Drohen – um Situationen, die Beschäftigte nachhaltig belasten! Es braucht ernsthafte Prävention, klare Abläufe im Betrieb und vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft!“, so Teiber.
Forderungen deiner Gewerkschaft GPA
Um die Beschäftigten im Handel wirksam zu schützen, fordert deine Gewerkschaft GPA:
- Recht auf Supervision
Rasche psychologische Hilfe nach Vorfällen – kollektivvertraglich abgesichert nach dem Vorbild der Sozialwirtschaft. Wer Gewalt erlebt, darf nicht warten müssen. - Mindestbesetzung bei Stoßzeiten
Kein Schutz ohne Personal. Viele Eskalationen entstehen durch Überforderung. Deshalb braucht es verbindliche Personalschlüssel in kritischen Phasen. - Gewaltschutzbeauftragte ab 20 Beschäftigten
Geschulte Ansprechpersonen, die Risiken erkennen und Maßnahmen koordinieren – als Schnittstelle zu Polizei und Beratungsstellen. - Gewaltfreie Arbeitsgestaltung
Vom Kassabereich bis zum Fluchtweg – die räumliche und organisatorische Gestaltung muss Sicherheit gewährleisten. Der gesetzliche Rahmen existiert – er muss endlich ausgefüllt werden.
Appell an Gesellschaft und Betriebe
Abschließend betont Sabine Grossensteiner: „Viele Unternehmen setzen bereits Schritte, aber es braucht ein strukturiertes, dauerhaftes Engagement für Sicherheit und Respekt. Gewaltprävention darf kein Einmaleffekt sein. Es geht darum, Beschäftigte zu stärken, ihnen zuzuhören und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das sie schützt!“.
„Wenn eine Mitarbeiterin von einem Kunden angeschrien oder beleidigt wird, wenn sie nach einer Schicht das Gefühl hat, allein mit dem Stress zu sein, dann ist das nicht hinnehmbar. Wir brauchen klare Strukturen, wie mit solchen Vorfällen umgegangen wird. Und wir brauchen Arbeitgeber, die nicht nur reagieren, wenn etwas passiert, sondern präventiv handeln. Es geht um Respekt – nicht nur von den Kund:innen, sondern auch innerhalb der Betriebe“, so Barbara Teiber.
Opfer-Notruf
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