Harter Kampf um KV-Abschlüsse!
Die Kollektivvertragsverhandlungen des vergangenen Herbstes hatten es in sich
Auch Gewerkschafter:innen, die schon viele Jahre dabei sind, können sich an keine so intensiven und langwierigen Verhandlungen erinnern.
Die Gewerkschaft GPA ging mit einem klaren Ziel in diese Runden: eine Abgeltung der Inflationsrate und das Verhindern von Einmalzahlungen, die gerade langfristig ein großes Verlustgeschäft für die Arbeitnehmer:innen bedeutet hätten. Das Versagen der Regierung bei der Bekämpfung der Teuerung machte die Verhandlungen noch schwieriger.
„Zieht man nun über das Jahr 2023 ein Resümee, so konnten wir wichtige Ziel erreichen. Trotz einer extrem hohen Inflationsrate konnten wir vor allem für jene Beschäftigtengruppen, die das am dringendsten benötigen, eine reale Lohn- Gehalterhöhung erkämpfen“, so der für die Kollektivvertragspolitik zuständige Geschäftsführer der GPA Karl Dürtscher.
Streiks und Demonstrationen
Kampf war tatsächlich das Gebot der Stunde. In der metalltechnischen Industrie konnte erst nach mehreren eintägigen Streiks ein Abschluss erzielt werden. Insgesamt haben sich an den Streikaktionen 150.000 Beschäftigte beteiligt.
Im Handel gab es erstmals Warnstreiks in zahlreichen Handelsbetrieben. Ein Abschluss konnte erst nach insgesamt sieben Verhandlungsrunden Ende Dezember erreicht werden. Ende des Jahres stand sogar im Raum, dass es keine rechtlich verbindliche KV-Erhöhung geben und die Beschäftigten vom Goodwill der Arbeitgeber durch eine freiwillige Erhöhung abhängig sein könnten. Das konnte abgewendet werden.
Besonders lange mussten die IT-Beschäftigten auf einen Abschluss warten. Nach insgesamt neun Verhandlungsrunden wurde ein Abschluss erzielt, der über zwei Jahre gerechnet eine reale Gehaltserhöhung sichert. Im Jänner demonstrierten mehr als 2.000 Beschäftigte vor der Wirtschaftskammer in Wien.
Nicht auf bewährte Strukturen verzichten
„Wir konnten zweifellos nicht all unsere gesteckten Ziel erreichen. Das ist sicher den schwierigen Rahmenbedingungen zuzuschreiben. Hohe Inflation gepaart mit wirtschaftlicher Eintrübung sind Parameter, die hoffentlich rasch überwunden werden können. So war es nicht unser Ziel, Abschlüsse über zwei Jahre zu tätigen. In der konkreten Situation war es aber der einzige Ausweg, um zu einem akzeptablen Ergebnis zu kommen. Die KV-Abschlüsse waren jedenfalls ein wesentlicher Beitrag dafür, dass Kaufkraft und somit auch Inlandsnachfrage gesichert werden konnten“, so Dürtscher.
Auch von einem Infragestellen bewährter Parameter der Lohnfindung (Stichwort Benya-Formel) will Dürtscher nichts wissen: „Dass die Verhandlungen unter extremen Verhältnissen unter Druck geraten, ist klar. Die Arbeitgeber, die ein Abgehen von bewährten Strukturen fordern, sollten bedenken, dass die Stabilität und Berechenbarkeit im KV-Prozess der heimischen Wirtschaft großen Nutzen gebracht hat.“
Es ist jetzt schon abzusehen, dass die Bedingungen für die nun bevorstehenden KV-Runden im Frühjahr nicht einfacher werden.