Teilzeit ist kein Luxusproblem!
Wer mehr arbeiten will, braucht echte Möglichkeiten statt pauschaler Abwertung!
Wer Teilzeit arbeitet, tut das selten aus Bequemlichkeit. Für viele ist es der einzige Weg, um Job, Kinder oder pflegebedürftige Angehörige unter einen Hut zu bringen. Dass Teilzeitkräfte in der aktuellen politischen Debatte pauschal als „Minderleister“ abgewertet werden, kritisiert die Vorsitzende deiner Gewerkschaft GPA, Barbara Teiber deshalb scharf. Ihre zentrale Botschaft: Wer mehr arbeiten will, soll das auch können – und wer Teilzeit arbeitet, verdient Respekt statt Schuldzuweisungen.
Strukturelle Hindernisse und betriebliche Realität
"Es ist nicht zu leugnen, dass Teilzeit ein breites Phänomen geworden ist, insbesondere bei Frauen", so Barbara Teiber. Mangelnde Leistungsbereitschaft könne man den Teilzeitbeschäftigten aber nicht anlasten: "Wenn am Land die Kindergärten nur von 8 bis 12 oder höchstens 15 Uhr offen sind und die Schulen keine Ganztagsangebote haben, haben viele keine andere Wahl als einen Teilzeitjob."
Und ältere Beschäftigte müssten oft wegen pflegebedürftiger Eltern die Arbeitsstunden kürzen, um hier Betreuungspflichten nachkommen zu können.
„In vielen Fällen ist Teilzeit keine freie Entscheidung, sondern die Folge unzureichender Rahmenbedingungen.“
Teiber verweist zudem auf Branchen, in denen Teilzeit schlicht betriebsüblich ist: im Handel, in der mobilen Pflege, in Ordinationen oder in der Erwachsenenbildung. Hier werden fast ausschließlich Teilzeitstellen ausgeschrieben – nicht, weil die Beschäftigten das so wollen, sondern weil es der Personaleinsatzplanung der Betriebe entspricht.
Mehrarbeit ermöglichen, statt Beschäftigte schikanieren
Daher sei in der Diskussion auch kritisch zu betrachten, dass viele Arbeitgeber den Wunsch der Beschäftigten nach einer höheren Wochenarbeitszeit ablehnen. „Statt auf Teilzeit-Beschäftigte hinzuhauen, sollten wir uns überlegen, wie wir den Leuten ermöglichen können, ihre Arbeitssstunden aufzustocken“, appelliert Teiber auch an die Arbeitgeber.
„Statt auf Teilzeit-Beschäftigte hinzuhauen, sollten wir überlegen, wie wir den Leuten ermöglichen können, ihre Arbeitsstunden aufzustocken.“
Deine Gewerkschaft GPA hat diesbezüglich einen klaren Vorschlag: „Wenn Beschäftigte über mehrere Monate mehr Stunden arbeiten, als sie im Vertrag haben, sollten sie das Recht auf offizielle Aufstockung der Arbeitszeit haben“, erklärt Teiber.
Echte Lösungen
Zentral sei auch ein Ende der Pauschalkritik: „Wir bekommen herzerwärmende Mails von Menschen, die Teilzeit arbeiten und sich nicht als Minderleister hinstellen lassen wollen“, berichtet die Vorsitzende deiner Gewerkschaft GPA. „All diese Menschen leisten selbstverständlich einen großen Beitrag. Deshalb sollte es in der Debatte endlich darum gehen etwas zu ermöglichen, statt Beschäftigte pauschal zu bestrafen“, so Teiber.
Stattdessen brauche es echte Lösungen: Mehr Kinderbetreuung, bessere Pflegeangebote, flexible Arbeitszeitmodelle – und vor allem: Arbeitgeber, die bereit sind, mehr Stunden zu ermöglichen, wenn Beschäftigte das wünschen.