Digitalisierung mitgestalten
Enorme Veränderungen am Arbeitsmarkt erfordern konkrete politische Gestaltung

Digitalisierung ist heute in aller Munde. In den Medien erscheinen Beiträge über ihre Auswirkungen fast im Stundentakt. Die Bandbreite reicht dabei von Horrorszenarien für den Arbeitsmarkt bis zu einem großen Optimismus, dass technischer Fortschritt gepaart mit Wirtschaftswachstum die anstehenden Probleme wie von selbst lösen würde.
Beide Ansätze werden der Wirklichkeit nicht gerecht. Die meisten seriösen Studien kommen mehrheitlich zu dem Ergebnis, dass die Menge der Arbeit durch die Digitalisierung nicht signifikant weniger wird. Allerdings finden enorme Veränderungen am Arbeitsmarkt statt, die konkrete politische Gestaltung erfordern. In manchen Branchen wird es zu einem großen Rückgang von Beschäftigung kommen, anderen Bereiche und Tätigkeitsfelder werden wachsen.
Gebündelte Kompetenz
Digitalisierung als aktueller Ausdruck des technischen Fortschritts ist nichts Neues und es ist auch nicht neu, dass wir uns als Gewerkschaft damit inhaltlich auseinandersetzen. Die Intensität der Diskussion und auch das Tempo, mit dem sich durch den Einsatz digitaler Technologien die Arbeitswelt verändert, haben uns veranlasst, unsere Kompetenz zu diesem Thema zu bündeln und auf unserer Website für Sie zur Verfügung zu stellen. Sie betreffen etwa die Bereiche Mitbestimmung, Qualifizierung oder den Datenschutz.
Neoliberale Geschäftsmodelle
Die Rahmenbedingungen, unter denen die Digitalisierung vor sich geht, sind ja keinesfalls naturgegeben. Oft verbergen sich dahinter neoliberale Konzepte und Geschäftsmodelle, die als von der Technik vorgegebene Notwendigkeiten verkauft werden, die aber nicht zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen sondern nur zu Rationalisierung, Kosteneinsparungen und Prekarisierungen von Arbeitsverhältnissen führen.
Es geht um Gestaltung
Als Gewerkschaft hängen wir dem Prinzip an, dass die Bedingungen, unter denen Menschen arbeiten, gestaltet und zum Besseren gewendet werden können. Unser Anspruch ist dabei, dass Technologie immer im Dienste des Menschen stehen muss und nicht umgekehrt und dass die Vorteile der Digitalisierung allen zu Gute kommen müssen. BetriebsrätInnen und Gewerkschaften fällt dabei eine Schlüsselrolle zu.
Verteilungsfrage stellt sich
Gesamtgesellschaftlich stellt sich dabei auch die Verteilungsfrage in zugespitzter Form. Unternehmen, die bei technischen Innovationen voran liegen, sind in der Regel auch jene, die besonders hohe Gewinne schreiben. Die Digitalisierungsgewinne müssen an die Gesellschaft über entsprechende Steuer- und Abgabeleistungen zurückfließen. Wenn wir wollen, dass die Rahmenbedingungen human gestaltet werden, braucht es eine öffentliche Hand mit Handlungsspielraum und entsprechenden Ressourcen für die Weiterentwicklung des Sozialstaates.
Derzeit sind wir dabei, unter Einbeziehung der Praxiserfahrungen unserer BetriebsrätInnen, die Auswirkungen der Digitalisierung auf die einzelnen Branchen genau anzusehen, um gewerkschaftliche Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Ergebnsisse und Schlussfolgerungen dieser Beratungen und viele gesellschaftspolitische Aspekte von "Digitalisierung mitgestalten" werden Sie laufend hier finden.