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EU-Kommission präsentiert Gleichstellungsstrategie

Am 5. März präsentierten die erste EU-Gleichstellungskommissarin Helena Dalli und die verantwortliche Kommissions-Vizepräsidentin Vera Jourova die neue EU-Gleichstellungsstrategie 2020-2025. Dabei werden zentrale Maßnahmen zur Erreichung der Gleichstellung der Geschlechter für die nächsten fünf Jahre angekündigt bzw. wird sichergestellt, dass die Geschlechterperspektive in allen Politikbereichen durch das sogenannte „Gendermainstreaming“ verbindlich einbezogen wird.

Gleichstellung der Geschlechter in Europa in weiter Ferne

Obwohl die Fortschritte in den einzelnen Ländern und Sektoren sehr unterschiedlich sind, hat es bisher hat es noch kein einziger EU-Mitgliedstaat geschafft, die vollständige Gleichstellung von Frauen und Männern zu erreichen. Die Ungleichbehandlung von Frauen auf nationaler Ebene zeigt sich anhand vieler verschiedener Parameter. So verdienen Frauen beispielsweise in der EU durchschnittlich immer noch um rund 16% weniger als Männer und haben dadurch in Folge auch einen um ca. 30% niedrigere Pensionsansprüche. Auch der Großteil der unbezahlten Hausarbeit, nämlich 75%, wird nach wie vor von Frauen geleistet.  Alarmierend hoch sind nach wie vor die Zahlen jener Frauen, die Opfer von psychischer oder physischer Gewalt wurden. 55% aller Frauen in der EU wurden schon einmal sexuell belästigt und 33% der Frauen waren in ihrem Leben sogar von physischer oder sexueller Gewalt betroffen.

Gleichstellungsstrategie mit doppeltem Ansatz

Die Gleichstellungsstrategie der EU-Kommission besteht einerseits aus zentralen Maßnahmen zur Verwirklichung der Gleichstellung der Geschlechter und andererseits aus einer stärkeren Einbeziehung der Geschlechterperspektive in alle Politikbereiche und wichtigen Initiativen der EU, dem sogenannten „Gendermainstreaming“. Im Zentrum der Strategie steht der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt und die Gleichstellung von Frauen am Lohnzettel sowie bei Pensionsansprüchen. Auch eine geschlechtergerechte Aufteilung der Sorgearbeit soll durch einzelne   Maßnahmen erreicht werden.

Ziel ist es darüber hinaus, die Beschäftigungsquote von Frauen generell zu erhöhen (diese liegt aktuell bei 67% im Vergleich zu 78% bei den Männern). Noch dieses Jahr will man verbindliche Maßnahmen zur Lohntransparenz folgen lassen, dazu wurde bereits ein Konsultationsprozess gestartet, in den auch die SozialpartnerInnen involviert sind. Erstmals soll auch eine jährliche Evaluierung der Strategie verankert werden.

Umsetzung der Work-Life-Balance Richtlinie in den Mitgliedstaaten

EU-Gleichstellungskommissarin Helena Dalli wird sich vor allem auch um die Umsetzung der sogenannten „Work-Life-Blance-Richtlinie“ kümmern müssen. Diese wurde im Sommer 2019 beschlossen und ist nun innerhalb von drei Jahren von den Mitgliedstaaten umzusetzen. Die Richtlinie sieht bestimmte Mindeststandards für erwerbstätige Mütter und Väter vor. Ihr vorrangiges Ziel: Durch einen verbesserten Rechtsrahmen sollen mehr Väter für die Kinderbetreuung gewonnen und damit die Gleichberechtigung der Geschlechter in der Arbeitswelt gefördert werden.

Großer Aufholbedarf auch in Österreich

Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März fordern die ÖGB-Frauen einen Rechtsanspruch auf einen beitragsfreien Kinderbetreuungsplatz für jedes Kind ab dem 1. Lebensjahr. „Kinderbetreuungseinrichtungen mit Öffnungszeiten, die eine Vollzeitbeschäftigung ermöglichen, sind vor allem in ländlichen Gebieten noch immer Mangelware. Dabei ist eine ganzjährige, qualitätsvolle Kinderbetreuung einer der wesentlichen Schlüsse für die Chancengleichheit am Arbeitsplatz“, betont Korinna Schumann, ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende.