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Europäischer Gewerkschaftsbund: Wolfgang Katzian zum Präsidenten gewählt

Der 15. Kongress des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) fand von 23.-26. Mai 2023 in Berlin statt. An der Veranstaltung nahmen 475 nationale Gewerkschaftsdelegierte teil, darunter die Generalsekretär:innen und/oder Präsident:innen von 93 nationalen Gewerkschaftsorganisationen aus 41 europäischen Ländern, zehn Branchenverbänden sowie hochrangige Gäste aus Europa und der Welt.

ETUC

50 Jahre Europäischer Gewerkschaftsbund

Der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) wurde 1973 gegründet und umfasst aktuell 93 nationale Gewerkschaftsverbände aus 41 Ländern sowie zehn europäische Branchenverbände. Alle vier Jahre findet der EGB-Kongress statt, auf dem neben dem Führungsteam auch die politischen Schwerpunkte für die folgenden vier Jahre in Form eines Aktionsprogrammes gewählt werden.

ÖGB-Präsident Katzian an Spitze des EGB gewählt

Der einstige GPA-Vorsitzende und amtierende ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian wurde am Kongress mit einer überwältigenden Mehrheit von 96% zum neuen Präsidenten des Europäischen Gewerkschaftsbundes gewählt. Sein jahrzehntelanges gewerkschaftliches Engagement auf europäischer und internationaler Ebene hat ihm die Unterstützung der Delegierten gesichert, gerade in Zeiten großer globaler Herausforderungen.

Katzian:“ Freie Gewerkschaften stehen im Mittelpunkt der Demokratie.“

In seiner Antrittsrede erklärte Katzian hohe kollektivvertragliche Abdeckungsraten mit jährlichen und angemessenen Lohnerhöhungen zur europäischen Zielsetzung. Der EGB-Präsident stellte auch klar, dass die Arbeit des EGB zwar auf die Europäische Union ausgerichtet sein muss, Europa aber mehr ist als nur die EU und daher insbesondere auch die Gewerkschaftsbünde aus dem Vereinigten Königreich und der Ukraine substanziell in die Arbeit des EGB eingebunden werden müssen. All jenen, die künftig erneut versuchen werden, auf europäischer oder nationaler Ebene dem Streikrecht an den Kragen zu gehen, hielt Katzian eine Kampfansage entgegen. Ebenso wie demokratiefeindlichen, extrem rechten und neoliberalen Kräften.

Als EGB-Generalsekretärin gewählt wurde die irische Gewerkschafterin Esther Lynch, die bereits seit 2022 geschäftsführend in dieser Funktion tätig war und zuvor mehrere Jahre als stellvertretende Generalsekretärin des EGB gearbeitet hat.

GPA-Vorsitzende Teiber: „EU muss zu echter Sozialunion werden!“

Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, nahm ebenfalls am EGB-Kongress teil und stieß in ihrer Wortmeldung in eine ähnliche Kerbe wie Präsident Katzian: „Als Gewerkschaften dürfen wir uns nicht nur auf die Gestaltung der Arbeitswelt beschränken. Als Gewerkschafter:innen waren wir immer die Verteidiger der Demokratie, und jene die gegen Diktatur, Faschismus und totalitäre Tendenzen angekämpft haben. Lasst uns gerade jetzt mehr als achtsam sein, wenn in Zeiten des Krieges auf unserem Kontinent, in Zeiten der Rekord-Teuerung, die viele in die Armut treibt, Nationalisten und Populisten die Sinnhaftigkeit der EU in Frage stellen. Nur durch eine Weiterentwicklung zu einer echten Sozialunion kann es gelingen, die Legitimation der EU in unseren Mitgliedsländern nachhaltig zu verankern.“

EGB verabschiedet Berliner Manifest und detailliertes Aktionsprogramm

Die Beschäftigten in der EU sind mit einer beispiellosen Teuerungskrise konfrontiert. In ganz Europa steigen die Preise für Lebensmittel, Energie oder Dienstleistungen des täglichen Bedarfes viel schneller als Einkommen, Pensionen oder Sozialleistungen. Um diese herausfordernde Situation bewältigen zu können, wird der EGB europaweit für den Ausbau und die Stärkung kollektiver Verhandlungsmodelle und des sozialen Dialoges kämpfen, denn: Nur dadurch kann es uns gelingen substanzielle und nachhaltige Lohnerhöhungen für die Beschäftigten sicherzustellen.

Alle Aktivitäten zum Erreichen kürzerer Arbeitszeiten wird der EGB vollumfänglich unterstützen. Die Arbeitszeitflexibilität soll zugunsten der Beschäftigten ausgestaltet werden.

Grüner und digitaler Wandel am Arbeitsplatz sollen nur unter starker Beteiligung der Gewerkschaften vonstattengehen, insbesondere auch was die Bewältigung technologischer Veränderungen wie künstlicher Intelligenz betrifft.

Der EGB tritt für ein neues Wirtschaftsmodell ein, das nachhaltiges Wachstum, die Schaffung von Arbeitsplätzen, menschenwürdige Arbeit, ein gerechtes und progressives Besteuerungsmodell und Umverteilung von oben nach unten in den Mittelpunkt stellt.

Der Kampf für Demokratie am Arbeitsplatz auf Grundlage der kollektiven Verhandlungsmacht der Gewerkschaften steht ebenfalls auf der Agenda des EGB. Die Rechte auf Unterrichtung, Anhörung und Beteiligung am Arbeitsplatz sollen ausgebaut und besser durchsetzbar werden.