ITUC Global Rights Index 2025
Europa hat sich vom Vorbild zu einer Problemregion für Gewerkschaftsrechte entwickelt. Konzerne wie Tesla verweigern jede Kooperation auf Augenhöhe und bedrängen die Politik, Arbeitnehmer:innenrechte auszuhöhlen.
Von 151 untersuchten Ländern respektieren nur noch sieben die Arbeitnehmer:innenrechte vollständig. Vor zehn Jahren waren es noch 18. Diese Entwicklung dokumentiert der neue ITUC Global Rights Index 2025 des Internationalen Gewerkschaftsbundes. Der Index untersucht jährlich die Situation von Gewerkschaftsrechten in 151 Ländern anhand von 97 Indikatoren.
Weltweit: Rechte systematisch abgebaut, Gewalt nimmt zu
Während die Lage in Europa ernst zu nehmen ist, ist in anderen Weltregionen vom freien Fall von Arbeitnehmer:innenrechten die Rede.
Die Zahlen zeigen einen klaren Trend: 87% aller Länder verletzen das Streikrecht, 80% das Recht auf kollektive Verhandlungen. In 71 Ländern wurden Gewerkschafter:innen verhaftet, in 40 Ländern erlebten sie Gewalt. In Kamerun, Kolumbien, Guatemala, Peru und Südafrika wurden Gewerkschafter:innen ermordet.
Europa: Vom Vorbild zur Problemregion
Europa zeigt eine besorgniserregende Entwicklung. Dabei war die Region einst stolz auf ihr soziales Modell. Die Bewertung verschlechterte sich von 1,84 im Jahr 2014 auf 2,78 in 2024 – der stärkste Rückgang aller Regionen. Fast drei Viertel (73%) der europäischen Länder verletzen das Streikrecht und mehr als die Hälfte (54%) verletzen das Recht auf Kollektivvertragsverhandlungen.
Ein bekanntes Beispiel ist Tesla in Schweden: Monatelang versuchte die schwedische Gewerkschaft IF Metall, das Unternehmen von Elon Musk zu Kollektivverhandlungen zu bewegen. Tesla weigerte sich konsequent und ersetzte streikende Arbeiter:innen teilweise rechtswidrig.
In Finnland attackiert die Regierung das erprobte und über Jahrzehnte erfolgreiche Sozialmodell frontal. Das Streikrecht wurde massiv eingeschränkt und Kollektivvertragsverhandlungen erschwert.
Des Einen Leid ist des Anderen Profit: Superreiche und Rechtsextreme
Der ITUC Global Rights Index zeigt nicht nur die Verschlechterung auf. Er macht auch deutlich: Dahinter stehen Menschen, die die aktuelle Entwicklung aktiv vorantreiben. Es handelt sich um einen koordinierten Angriff von einzelnen Superreichen und ihren politischen Verbündeten, die das System gegen arbeitende Menschen manipulieren. Elon Musk und Peter Thiel (Vertrauter des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Sebastian Kurz) sind nur zwei sehr bekannte Exemplare.
Gewerkschaftliche Organisierung als Schlüssel
Als Gewerkschafter:innen wissen wir: Solche Entwicklungen obliegen nicht dem Zufall. Genauso wie Musk, Thiel, Kickl & Co. sich organisieren müssen, um ihre Ziele zu erreichen, können auch wir das tun. Gerade in Österreich blicken wir auf eine Reihe an Erfolgen von gewerkschaftlicher Organisierung zurück: Kollektivverträge, Arbeitszeiten, soziale Absicherung, Urlaubsansprüche, …
Die Devise: Organisiere dich und sprich darüber!
Als Gewerkschafter:innen sind wir an einem der besten Orte, um Veränderung zu bewirken: am Arbeitsplatz. In den Betrieben leisten Gewerkschaftskolleg:innen unverzichtbare Betriebsratsarbeit – es gibt aber viel mehr Möglichkeiten, sich für gute Arbeit und eine gerechte Gesellschaft einzusetzen: Du kannst eine Kolleg:in überzeugen, der Gewerkschaft beizutreten, oder dich in Pausengespräche einbringen und rechte, arbeitnehmer:innen- und frauenfeindliche Hetze entkräften.