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Teuerungskrise in Europa: Steigende Inflation und sinkende Reallöhne

Eine Studie des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) zur Teuerungskrise in Europa veranschaulicht: die Reallöhne sinken in diesem Jahr in allen EU-Ländern um bis zu neun Prozent. Die Profitraten der Unternehmen hingegen steigen in 13 EU-Mitgliedstaaten um bis zu 6,5% zum Vorjahr an. EU-weit sind die Unternehmensgewinne um 1% gestiegen, während die Reallöhne um 2,5% gesunken sind.

EGB: Inflation und Teuerung durch Unternehmensgewinne, nicht zu hohe Löhne

Diese Daten zeigen, dass Beschäftigte die am stärksten von der Teuerungskrise betroffene Gruppe sind und die Inflation von den Unternehmensgewinnen und nicht von den Löhnen angeheizt wird. Der EGB hat daher eine europaweite Kampagne gegen die Teuerungskrise gestartet. Darin werden die EU als auch die nationalen Regierungen dazu aufgefordert, folgende Maßnahmen zu ergreifen:

  • Lohnerhöhungen zur Deckung der gestiegenen Lebenshaltungskosten
  • Obergrenzen für Energiekosten
  • Steuern auf überhöhte Gewinne
  • Beschränkung von Dividendenzahlungen

Die stellvertretende EGB-Generalsekretärin Esther Lynch schlussfolgert: "Die Teuerung hat dazu geführt, dass sich viele Menschen die grundlegendsten Dinge wie Lebensmittel, Miete oder Heizung nicht mehr leisten können, obwohl sie lange arbeiten. Viele Unternehmen hingegen erhöhen die Ausschüttungen an ihre Aktionäre.“

Die einzelnen europäischen Länder sind in unterschiedlichem Ausmaß von Teuerung und Inflation betroffen. Die nationalen Regierungen nutzen auch mannigfaltige Instrumente, um den steigenden Lebenshaltungskosten entgegenzuwirken. Wir haben einen Blick in einzelne europäische Länder geworfen und uns Maßnahmen zur Krisenbekämpfung angesehen.

Vereinigtes Königreich: hohe Inflation, Unterstützung für gewerkschaftliche Forderungen

Die häufigen personellen und politischen Veränderungen auf Regierungsebene haben die Krisenbekämpfung hintangestellt. Im Vereinigten Königreich liegt die Inflationsrate derzeit bei 10,2%, Löhne sind hingegen im Schnitt lediglich um 3-4% angestiegen. Die monatlichen Energiekosten für Familien sind von 80-90 auf etwa 300 Pfund angestiegen. Die Regierung hat daher einen Energiepreisdeckel eingeführt.

Streiks, beispielsweise im öffentlichen Verkehr oder in Häfen, finden immer wieder statt. Manche Unternehmen gewähren ihren Beschäftigten Teuerungszulagen. Dennoch nutzen bis zu einem Viertel der Bevölkerung Lebensmitteltafeln. Die Gewerkschaften fordern, dass die gestiegenen Lebenshaltungskosten durch kollektive Vereinbarungen abgegolten werden. Die Gewerkschaft unite – the union erfährt breite Zustimmung für ihre Forderungen in der Bevölkerung und kann auch Mitgliedergewinne verzeichnen.

Lettland: Lohnerhöhungen können mit Teuerung nicht Schritt halten

Die Energiepreise in Lettland sind um das bis zu zehnfache angestiegen und für viele Beschäftigte kaum mehr bezahlbar. Die Regierung hat als Reaktion darauf Maßnahmen ergriffen, um Unternehmen als auch BürgerInnen bei der Bewältigung der hohen Energiekosten zu unterstützen. Auch die Preise für Lebensmittel haben sich in Lettland stark erhöht. Butter ist aktuell beispielsweise doppelt so teuer als im Vorjahr. Die Lohnerhöhungen können mit der aktuellen Inflationsentwicklung jedenfalls nicht Schritt halten.

Norwegen: Schlangen vor Lebensmitteltafeln, Regierung bekämpft Teuerung

Obwohl Norwegen unter den drei reichsten Ländern der Welt rangiert, berichten KollegInnen von immer länger werdenden Schlangen vor Lebensmitteltafeln. Die Regierung versucht die Teuerungskrise für die Beschäftigten abzumildern, beispielsweise durch Kostenreduktionen beim Kindergarten.

Portugal: Armutsbekämpfung und Chancengleichheit durch kostenlose Kinderbetreuung

Die portugiesische Regierung stellt mit Jahresbeginn 2023 weitere kostenlose Kinderbetreuungsplätze zur Verfügung. Diese sozialpolitische Maßnahme ist angesichts der grassierenden Teuerungskrise eine wichtige Unterstützung für Familien und AlleinerzieherInnen, zur Bekämpfung der Armut und Förderung der Chancengleichheit.

Die portugiesische Ministerin für Arbeit, Solidarität und soziale Sicherheit hob insbesondere die rasche Realisierung dieser Maßnahme hervor. Bereits mit September 2022 konnten 37.000 Kinder kostenlos in diesen neuen Einrichtungen betreut werden. 2023 sollen es bis zu 70.000 und 2024 schon 100.000 Kinder sein.