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Equal Pay Day: Ich arbeite gratis! Du auch? 

ENDLICH DIE GEHALTSSCHERE SCHLIESSEN - AM EQUAL PAY DAY AM 31. OKTOBER 2023

Ab heute arbeite ich gratis! Eine Situation, die keine will und dennoch ist sie für Frauen jedes Jahr Realität. Heuer fällt der österreichweite Equal Pay Day auf den 31. Oktober 2023. Der Equal Pay Day markiert den Tag ab dem rein statistisch betrachtet Frauen in Österreich für das restliche Jahr gratis arbeiten. Das heißt also, dass im Bundesschnitt Frauen aufgrund eines Einkommensnachteils von 16,9 Prozent – beziehungsweise durchschnittlich rund 9.550 Euro jährlich – weniger verdienen als Männer. Österreichs Frauen arbeiten heuer also im Schnitt 62 Tage „gratis“.  

Die Gründe für den Einkommensunterschied „Gender Pay Gap“ zwischen Männern und Frauen sind vielfältig: schlechter bezahlte Branchen, unbezahlte Haushalts- und Betreuungspflichten oder ungleich verteilte Überzahlungen.

Zeit und Geld – Unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit auf Kosten der Frauen 

771.452 Euro oder siebenhunderteinundsiebzigtausendvierhunderzweiundfünfzig hat eine Frau im Durchschnitt weniger an Einkommen durch Arbeit uns Pension übers ganze Leben verteilt. Das bedeutet nicht, dass Frauen weniger Zeit arbeiten, sie bekommen nur einfach weniger ihrer Zeit bezahlt. Unbezahlte Carearbeit (Pflege und Kundenbetreuung, Haushaltsarbeit), die Frauen leisten hat einen Wert von über 100 Milliarden Euro jedes Jahr. Vermögensverteilung heißt auch eine gerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit.

Teilzeit ist weiblich

Eine große Rolle spielt dabei auch die Verfügbarkeit von ganztägiger, qualitätvoller Kinderbetreuungsplätze und wie viel unbezahlte Pflege und Haushaltsarbeit geleistet wird. Dass diese immer noch als weibliche Aufgabe gesehen werden, führe u.a. dazu, dass jede zweite Frau teilzeitbeschäftigt, ¾ aller Mütter mit Kindern unter 15 Jahren, sind. Die wahre geschlechtsspezifische Einkommenslücke liegt also bei satten 34%, wenn Teilzeitbeschäftigte und auch nicht ganzjährig Beschäftigte inkludiert werden.

"Wenn wir den Gender Pay Gap nachhaltig schließen wollen, müssen wir zuerst die Care-Krise lösen. Frauen müssen entlastet und die Berufe, in denen sie vorwiegend tätig sind, besser bezahlt werden"

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl bei einer Pressekonferenz

Qualitätvolle Kinderbildung und Vollzeitjobs

Wie fair bezahlte und unbezahlte Arbeit verteilt ist hängt auch damit zusammen, ob es Kinderbetreuungseinrichtungen gibt die Öffnungszeiten haben, die mit Vollzeit vereinbar sind. Ein Ausbau ganztägiger und kostenloser Kinderbildungseinrichtungen trägt dazu bei, dass Frauen Vollzeit arbeiten können. Auch das sorgt dafür, dass sich der Gender Pay Gap, also die geschlechtsspezifische Einkommenslücke, schließt.

Darstellung Momentum Insitut
Momentum Institut

Ob Kinderbetreuungseinrichtungen Vollzeitbeschäftigung der Eltern möglich machen, hängt von mehreren Kriterien ab:

·         Mindestens 40 Stunden wöchentliche Öffnungszeit und mindestens acht Stunden täglich.

·         An mindestens vier Tagen in der Woche muss die Einrichtung bis 17 Uhr geöffnet sein.

·         Ein Mittagessenangebot.

·         Maximal 5 Wochen im Arbeitsjahr geschlossen.

Diesen VIF Kriterien – die Abkürzung steht für Vereinbarkeitsindikator Familie und Beruf – entsprechen weniger als die Hälfte, rund 38% der Kinderbildungseinrichtungen in Österreich und sind damit vollzeittauglich.

Gute Kinderbetreuung braucht gute Arbeitsbedingungen für Elementarpädagog:innen. Dafür kämpfen die Elementarpädagog:innen und die Gewerkschaft GPA gemeinsam. Die GPA hat in Kärnten mit einem neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz die eine stufenweise Verkleinerung der Gruppen in Kindergärten und Kindertagesstätten (also Krippen) sowie eine Erhöhung der Gehälter von Assistent:innen und Elementarpädagog:innen erreicht. 

Equal Pay Days in den Bundesländern: 03. Oktober bis 21. November 2023

Aber auch in welchem Bundesland man arbeitet, macht einen Unterschied.
Die Vorarlbergerinnen müssen mit 90 unbezahlten Tagen am längsten „gratis“ arbeiten, um das durchschnittliche Männerjahresentgelt zu kriegen.  Im Mittelfeld liegt Salzburg mit 71 unbezahlten Tagen und am kürzesten bilanzieren das Burgenland mit 58 Tagen und Wien, wo mit 41 Tagen am kürzesten „gratis“ gearbeitet wird

Hier findest du die Übersicht über alle Equal Pay Days in den Bundesländern: 

  • Equal Pay Day Vorarlberg: 03.10.2023
  • Equal Pay Day Oberösterreich: 15.10.2023
  • Equal Pay Day Tirol: 19.10.2023
  • Equal Pay Day Salzburg: 22.10.2023
  • Equal Pay Day Steiermark: 25.10.2023
  • Equal Pay Day Niederösterreich: 29.10.2023
  • Equal Pay Day Kärnten: 31.10.2023
  • Equal Pay Day Burgenland: 04.11.2023
  • Equal Pay Day Wien: 21.11.2023

 

Wir müssen also übers Geld sprechen!

GEMEINSAM STARK mit der GEWERKSCHAFT

Die Gewerkschaft GPA setzt sich für ein Ende der ungleichen Bezahlung von Männern und Frauen ein. Durch die Kollektivertragsverhandlungen erreichen wir mehr Gehalt, Wertschätzung und Gleichstellung.

Wir fordern:

·         Mehr Lohntransparenz und Verbesserung der Einkommensberichte in Betrieben

·         Arbeitszeitverkürzung und gerechte Aufteilung von Carearbeit

·         Mindesteinkommen von 2.000 Euro in allen Kollektivverträgen

·         Rechtsanspruch auf einen kostenlosen Kinderbildungsplatz ab dem 1. Geburtstag

·         Gerechte Vermögensverteilung und eine Millionärssteuer

EU: Mit Transparenz gegen Lohndiskriminierung

Der Grundsatz des gleichen Lohns für gleiche Arbeit ist zwar EU-Verfassungsrecht, aber es braucht konkrete Regelungen für betriebliche Lohntransparenz. EU-Parlament und Rat haben nun eine Einigung zur Lohntransparenz-Richtlinie erzielt. Wie uns das auch in Österreich hilft, Equal Pay zu erreichen liest du hier.

Was kann ich als Betriebsrat oder Betriebsrätin tun?  REDEN, REDEN, REDEN

Lohntransparenz beginnt auch damit, dass die Löhne und Gehälter kommuniziert werden. Weiß ich, was meine Kollegen und Kollleginnen verdienen, ist eine Ungeleichbehandlung schwieriger.Auf betrieblicher Ebene können Betriebsrät:innen auf die Chanchengleichheit und ein Ende des Gender Pay Gap einwirken.

·         Mit den Überwachungsrechten des Betriebsrates im § 89 ArbVG haben Betriebsrät:innen Einblick in die geführten Aufzeichnungen über die Bezüge der Arbeitnehmer:innen. Lassen sich Einkommensunterschiede nicht erklären, können sie das aufzeigen.

·         Unternehmen mit mehr als 150 Beschäftigten haben die gesetzliche Pflicht zur Erstellung des Einkommensberichts (§11a Gleichbehandlungsgesetz). Die Toolbox Einkommensbericht soll daher Inspirationen liefern, wie ein aussagekräftiger Einkommensbericht erstellt werden kann, wie Betriebsräte diesen gemeinsam im Unternehmen analysieren und kommunizieren können, und wie man ihn für weitere Maßnahmen nutzen kann.

·         Die GPA unterstützt Betriebsräte mit einer Muster-Betriebsvereinbarung über Maßnahmen der betrieblichen Frauenförderung sowie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Betreuungspflichten und Beruf. Kontaktiere dazu bitte deinen betreuenden Sekretär oder deine betreuende Sekretärin. Danke! 

ICH MACH MICH STARK - Für eine faire Bezahlung

Über Geld oder Arbeitszeit reden fällt dir nicht leicht? Wir unterstützen dich. Mach dich stark für deine individuelle faire Bezahlung und geh´ selbstbewusst in Gespräche mit Arbeitgeber:innen.

Das gratis online Trainingstool der GPA hilft dir dabei. Klicke hier und starte gleich los