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16 Tage gegen Gewalt an Frauen

GPA-Frauen unterstützen weltweite Kampagne

 

Gewalt an Frauen ist in Österreich noch immer ein strukturelles Problem. Mehr als jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt betroffen. Mehr als jede fünfte Frau erlebt Stalking. Im Jahr 2025 wurden bis zum 28.10.2025 bereits 13 Femizide und 25 Fälle schwerer Gewalt gegen Frauen registriert. Laut einer Erhebung der Statistik Austria aus dem Jahr 2021 hat über ein Viertel der Frauen in Österreich im Laufe ihres Berufslebens sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erfahren.

Die „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ finden jährlich im Zeitraum zwischen dem 25. November (internationaler Gedenktag für alle Frauen und Mädchen, die Opfer von Gewalt wurden) und dem 10. Dezember (internationaler Tag der Menschenrechte) statt.

Der 25. November mahnt weltweit als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen an das Schicksal der Schwestern Mirabal, die 1960 vom dominikanischen Geheimdienst brutal ermordet wurden.

Patria, Minerva und Maria Teresa, Symbole des Widerstands gegen den tyrannischen Diktator Trujillo, mussten nach Monaten der Verfolgung und Folter ihr Leben lassen. 1999 wurde dieser Tag von den Vereinten Nationen offiziell als Gedenktag anerkannt.

Stoppt Gewalt an Frauen

Gewalt am Arbeitsplatz

Und auch eine Erhebung deiner Gewerkschaft GPA unter 1.513 Handelsangestellten zeigt deutlich: Gewalt am Arbeitsplatz ist keine Randerscheinung – sie ist für Viele Teil des beruflichen Alltags. Fast jede:r zweite Beschäftigte im Handel hat bereits Gewalt erlebt. Über 53 Prozent sehen eine Zunahme in den letzten fünf Jahren. 

16 Tage gegen Gewalt

Für Barbara Teiber, Vorsitzende deiner Gewerkschaft GPA, sind diese Zahlen ein struktureller Alarmruf: „Wer im Handel arbeitet, hält unsere Gesellschaft am Laufen. Doch dass dabei fast jede:r zweite Beschäftigte Gewalt erlebt, ist nicht hinnehmbar. Es braucht klare Abläufe, ernsthafte Prävention – und ein Umdenken in der Gesellschaft.“

16 Tage gegen Gewalt

Sexistische Witze, verbale sexuelle Belästigung und Übergriffe betreffen vor allem weibliche Beschäftigte. Vierzig Prozent der weiblichen Beschäftigten sind mit anzüglichen oder diskriminierenden Witzen konfrontiert. Jede Fünfte wurde am Arbeitsplatz schon einmal verbal sexuell belästigt. Von sexuellen Übergriffen sind rund 4 von 100 weibliche Beschäftigte betroffen.

Dieses Muster zeigt sich auch in der Einschätzung der Betroffenen selbst: Mehr als die Hälfte (51,7 %) ist überzeugt, dass Frauen häufiger betroffen sind – unter weiblichen Befragten sind es sogar 57,6 %.

Trotz der Belastung zeigen viele Handelsangestellte ein starkes berufliches Selbstverständnis: 8 von 10 Beschäftigten empfinden ihre Arbeit als gesellschaftlich nützlich und sind stolz auf ihren Job. Doch gleichzeitig berichten viele, dass sie sich nicht respektiert oder nicht gehört fühlen: Ein Drittel (32,5 %) gibt an, Probleme nicht offen ansprechen zu können, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen.

Eine Kultur des Respekts und der Offenheit entsteht nicht von selbst – sie braucht Strukturen. In Betrieben mit Betriebsrat fühlen sich Beschäftigte nicht nur sicherer, sie haben auch deutlich mehr Vertrauen in ihre Führungskräfte. Diese Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig Betriebsräte für ein gutes Betriebsklima und ein konstruktives Miteinander sind. 

16 Tage gegen Gewalt
„Mitbestimmung ist kein Verwaltungsakt, sondern ein wirksamer Schutzfaktor. Sie verbessert das Betriebsklima, schafft Vertrauen – und hilft, Konflikte frühzeitig zu erkennen.“
Barbara Teiber, Vorsitzende deiner Gewerkschaft GPA
16 Tage gegen Gewalt

Ein positiver Trend: In rund jedem vierten Betrieb gibt es eine betriebliche Richtlinie zur Gewaltprävention. Dennoch zeigt die Umfrage auch große Informationslücken: Fast jede:r Zweite weiß nicht, ob es eine solche Richtlinie im eigenen Betrieb gibt. „Prävention darf kein Punkt auf der To-do-Liste sein“, betont Teiber deshalb. „Sie muss Alltag werden – sonst ändert sich nichts.“ 

 

 

Außerdem entstehe die Aggression nicht im luftleeren Raum. „Zu wenig Personal, wachsender Arbeitsdruck und schlechte Arbeitsorganisation – das sind für die Beschäftigten die Hauptursachen“, so die Gewerkschafterin. 

16 Tage gegen Gewalt

Um Beschäftigte besser zu schützen, fordert deine Gewerkschaft GPA deshalb ein klares Maßnahmenpaket: Dazu gehört ein kollektivvertraglich verankertes Recht auf Supervision – damit Beschäftigte nach Vorfällen rasch und unkompliziert psychologische Unterstützung erhalten. Genauso wie eine verbindliche Mindestbesetzungen zu Stoßzeiten, um Überforderung zu vermeiden. In größeren Betrieben sollen Gewaltschutzbeauftragte eingesetzt werden, die als Ansprechpersonen für Prävention und Krisensituationen zur Verfügung stehen. Und nicht zuletzt braucht es gewaltfreie Arbeitsgestaltung – durch bauliche sowie organisatorische Vorkehrungen im Sinne des Arbeitnehmer:innenschutzgesetzes.

„Wir wollen, dass Menschen ihren Job wieder gern machen können - ohne Angst, ohne Grenzüberschreitungen, ohne stilles Erdulden“, so Barbara Teiber. „Dafür braucht es klare Regeln, Mut zur Veränderung – und ein gemeinsames Bekenntnis, dass Gewalt am Arbeitsplatz nichts verloren hat!“ Umso wichtiger ist es, dass wir gemeinsam ein starkes Zeichen gegen jegliche Form der Gewalt gegen Frauen setzen. Die GPA-Frauen unterstützen deshalb die weltweite Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“, die vom 25.11. bis 10.12. stattfindet und weltweit mit diversen Aktionen auf diesen Zustand aufmerksam macht.

White Ribbon Kampagne

Die White Ribbon Kampagne ist eine internationale Bewegung von Männern, die sich für eine Beendigung der Männergewalt einsetzen. Durch das Tragen der weißen Schleife (White Ribbon) setzen Männer ein sichtbares Zeichen. Sie fordern andere Männer damit auf, keine Gewalt gegen Frauen auszuüben, ihre Haltung „Stoppt die Männergewalt“ öffentlich zu zeigen und sich für ein gewaltfreies Männlichkeitsbild und für Gleichstellung zu engagieren. Der ÖGB hat dazu gemeinsam mit deiner Gewerkschaft GPA eine Mitmach-Aktion gestartet. 

Aktiv gegen häusliche Gewalt mit Betriebsratsarbeit

Das Projekt „Aktiv gegen häusliche Gewalt mit Betriebsratsarbeit“ der ÖGB Frauen setzt am Arbeitsplatz an, um häusliche Gewalt sichtbar zu machen, anzusprechen und Betroffenen den Zugang zu Unterstützung zu erleichtern. Ziel ist ein gutes Leben ohne Gewalt – für alle Beschäftigten, unabhängig von Branche oder Funktion.

Das vom Bundesministerium für Soziales geförderte Projekt zielt darauf ab, auch über den Arbeitsplatz einen Beitrag zur Beseitigung von häuslicher Gewalt leisten zu können.

Gemeinsam mit dem Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung - VÖGB, der Österreichischen Gewerkschaftsjugend - ÖGJdem Netzwerk österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen - FMBS, dem Dachverband für Burschen-, Männer- und Väterarbeit - DMÖ sowie dem Institut für empirische Sozialforschung - IFES werden  Kompetenzen gebündelt und die österreichweite Erreichung der Beschäftigten nachhaltig ermöglicht. 

Die Schwerpunkte des Projekts:

  • Sensibilisierung gegen Gewalt
    • Welche Beispiele gibt es zu psychischer, physischer, sexualisierte und ökonomische Gewalt? 
    • Wie kann Gewaltprävention zu einem besseren Zusammenleben beitragen?
  • Stärkung von Gewaltbetroffenen und Arbeitnehmervertreter:innen
    • Welche konkreten Hilfestellungen gibt es? Welche für akute Notfälle?
    • Wie können Arbeitnehmer:innen und Arbeitnehmervertreter:innen häusliche Gewalt ansprechen?
    • Wie können sie mit diesem schweren Thema umgehen? 
  • Bekanntmachen von Beratungsstellen für Frauen & Männer 
    • Wo kann man sich österreichweit kostenlos und anonym beraten lassen? 
    • Welche lokalen Unterstützungsangebote gibt es?
    • Wie können Frauen und Männer entlastet werden?

Kontakt und weitere Informationen: ÖGB Frauen stehen als unterstützende Partnerin zur Verfügung, damit auch an Deinem Arbeitsplatz möglichst einfach niederschwellige Hilfe zur Weitervermittlung angeboten wird. Kontakt: frauen@oegb.at.

Infos zum Projekt

Alle Infos zum Projekt und die wichtigsten Kontakte für rasche Hilfe zu häuslicher Gewalt findest du auf der Website des ÖGB.

Info-Material zum Downloaden