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Arbeit 2030

Österreichweite GPA-BetriebsrätInnenkonferenz befasst sich mit Megatrends der Zukunft

Am 3. Mai fand eine österreichweite BetriebsrätInnenkonferenz unter dem Motto "Arbeit 2030: Megatrends - neue Chancen und was für uns zu tun ist". Hochkarätige Expertinnen und Experten für Zukunft, Künstlicher Intelligenz und für die Arbeit der Zukunft diskutierten mit rund 400 BetriebsrätInnen aus ganz Österreich wie wir als Gewerkschaften in Zukunft ein gutes Leben für alle sichern können.

Tristan Horx, ist Trend- und Zukunftsforscher aus Deutschland, präsentierte einen breit angelegten Streifzug durch die Zukunftsforschung. Laut Horx leben wir häufig in der Annahme, dass die Zukunft entweder eine absolute Utopie oder aber eine Dystopie ist. Nichts von beidem sei richtig, da sobald sich ein Trend entwickle (These), auch sehr bald ein Gegentrend dazu entstehe (Antithese). Er bezeichnet das als die Zukunfts-Synthese.

Vor allem das Thema Generationen am Arbeitsmarkt beleuchtet der Zukunftsforscher sehr ausführlich. Er beschreibt die Generationen (Baby Boomer bis Generation Z) und deren Unterschiede. Vor allem die Tatsache, dass die Generationen Y und Z eine andere Einstellung zur Arbeit hätten und dass für sie die Versprechen des alten Arbeitsdeals (stetiges Wachstum, immer höhere Gehälter, ein Arbeitsplatz fürs ganze Leben, etc.) heute nicht mehr gelten, befeuerten Kränkungen und diese wiederum den Generationenkonflikt.

Breiten Raum nahm das Thema Work-Life-Balance und Arbeitszeit ein. Horx warf Thesen in den Raum wie: „In einer Welt, in der abgesessene Zeit der Messwert ist, werden effiziente Mitarbeiter mit mehr Arbeit bestraft“ oder „Es geht um eine Anpassung der Arbeitszeit an die Produktivität – nicht an das Ego des Chefs“. Er sieht Gewerkschaften und BetriebsrätInnen in der Pflicht, statt „Zeit“ eine neue Matrix zu finden, um Produktivität zu messen.

Künstliche Intelligenz: Ermächtigung statt Entmachtung

Dr. Sabine Köszegi ist Professorin an der TU Wien für Arbeitswissenschaft und Organisation stellte in ihrem Vortrag klar, dass Künstliche Intelligenz nicht frei ist von kulturellen, sozialen und politischen Werten, die in die Algorithmen einfließen. Die DesignerInnen der Systeme entscheiden darüber, wie bestimmte Aktivitäten, Ziele oder Parameter in ein Modell zu operationalisieren sind. KI sei deshalb niemals objektiv! Der Begriff Künstliche Intelligenz sei auch irreführend, weil es sich nicht um „Intelligenz“, sondern um algorithmische Entscheidungssysteme handle.

Sie bekräftigte, dass das Automatisierungspotential durch KI als größer eingeschätzt wird, als es tatsächlich ist. Es entstünden auch neue Arbeitsplätze. Gleichzeitig ist aber zu sehen, dass Frauen in viel stärkerem Ausmaß von Automatisierung betroffen sind, weil sie häufiger Routinearbeiten verrichten als Männer. Es drohe eine Zunahme des geschlechtsspezifischen Lohngefälles.

Große Herausforderungen im Zuge der Einführung von KI-Systemen sieht Köszegi für das Bildungssystem auf allen Ebenen der Aus- und Weiterbildung. Zentral sei, sicherzustellen, dass die Handlungsfähigkeit des Menschen erhalten bleibe. Fertigkeiten und Kenntnisse könnten nämlich auch verlorengehen, wenn sie nicht regelmäßig angewendet werden.

Eine große Herausforderung sei, dass die KI-Systeme so gestaltet werden, dass sie dem Menschen jederzeit die Kontrolle über Prozess und Ergebnis ermöglichen. Es geht um Ermächtigung und nicht um Entmachtung.

Die Rolle der Gewerkschaften

Prof. Klaus Dörre von der Universität Jena ging der Frage nach, was Gewerkschaften mit Blick in die Zukunft für die künftige Entwicklung der Demokratie und ein „gutes Leben für alle“ tun müssten.

Basis seiner Überlegungen ist eine gleichzeitig existierende ökonomische wie ökologische Krise der Gesellschaft. Er nennt das Zangenkrise. Die Bewältigung der Klimakrise erfordere rasches und effizientes Handeln. Allerdings sei die Gesellschaft nicht im gleichen Ausmaß von der Krise betroffen. Die reichsten 10 Prozent seien für 49 Prozent der Emissionen verantwortlich.

Sein Befund: Auch reiche Gesellschaften mit hohen sozialen Standards seien nach wie vor Klassengesellschaften. Eine kleine Minderheit trifft etwa die zentralen Investitionsentscheidungen.

ArbeitnehmerInnen müssten ihre Machtressourcen nutzen, um ihre Interessen durchsetzen zu können. Dabei ist die Organisationskraft und Gegenmacht von Gewerkschaften zentral.

Eine ökologische Nachhaltigkeit sei nur möglich, wenn die soziale Nachhaltigkeit gewährleistet sei. Er plädiert für Bündnisse von Klimabewegung und Gewerkschaftsbewegung zur Erreichung dieses Zieles.

Schlussfolgerungen und Ausblick aus Sicht der Gewerkschaft GPA

Gute Arbeit für alle ist kein Selbstläufer. Unternehmen gewähren attraktive Arbeitsbedingungen nämlich im Normalfall nur jenen Beschäftigten, die sie brauchen - und auch nur, solange es nötig ist. Diese Tatsache zeigt uns: Wir dürfen uns nicht auf Marktkräfte und Entscheidungen verlassen, die andere treffen, wenn es um Arbeitsbedingungen geht. Wir wollen gute Arbeit für alle – und setzen uns dafür auch ein.

Wir als Gewerkschaften machen in der Arbeitswelt einen Unterschied – DEN Unterschied. Ob ArbeitnehmerInnen von neuen Technologien überrannt werden oder diese zum Vorteil der Beschäftigten eingesetzt werden, entscheiden nicht die Technologien, sondern wie sie eingesetzt werden. Und wir als VertreterInnen der Beschäftigten müssen auch in Zukunft ein strenges Auge darauf haben, dass sie zum Positiven eingesetzt werden.