KV Sozialwirtschaft 2026: Warnstreiks in rund 300 Standorten
Angebot der Arbeitgeber unzureichend
Von 2. bis 4. Dezember kam es in der Sozialwirtschaft österreichweit zu Warnstreiks, nachdem der Österreichische Gewerkschaftsbund die Streikfreigabe erteilt hatte. An rund 300 Standorten legten Beschäftigte in privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegeeinrichtungen – insgesamt rund 130.000 Arbeitnehmer:innen – stundenweise die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach einer angemessenen Gehaltserhöhung Nachdruck zu verleihen.
Die Streikaktionen fanden zunächst am Dienstag in den Bundesländern statt, setzten sich am Mittwoch in Wien fort und münden am Donnerstag in eine Abschlussaktion: einer gemeinsamen „Lichter-Aktion“ vor den Räumlichkeiten der Arbeitgeber.
„In allen Streikversammlungen zeigen die Beschäftigten, dass sie sich ein angemessenes Angebot der Arbeitgeber erwarten.“
In der bereits dritten Runde der Kollektivvertrags-Verhandlungen für die rund 130.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich (Sozialwirtschaft Österreich, SWÖ) haben die Arbeitgeber nach 16 Stunden ein Angebot von durchschnittlich 1,71 Prozent auf KV-Gehälter und 1,3 Prozent auf Ist-Gehälter für 2026 und 1,65 Prozent auf KV- und Ist-Gehälter für 2027 vorgelegt. Aus unserer Sicht ist das unzureichend! Die SWÖ umfasst über 100 Berufe und ist wesentlich für die Versorgung in Pflege, Gesundheit und Sozialem.
Mehr Plus für Toilettenpapier als für Beschäftigte
Die Finanzierung sicherzustellen ist Aufgabe der Arbeitgeber. „Es kann nicht sein, dass für Toilettenpapier mehr Budgetplus eingeplant wird als für die Beschäftigten“, erklärt Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA. Sie bezieht sich damit darauf, dass Arbeitgeber nicht bei den Sachkosten, sondern beim Personal sparen wollen.
Die Branche steht vor enormen demografischen Herausforderungen. Daher braucht es für ihre Attraktivität dringend zwei Dinge: spürbare Gehaltserhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen. „Mit diesem Angebot lockt man niemanden in die Ausbildung und hält auch niemanden im Beruf“, betont Michaela Guglberger, Verhandlerin für die Gewerkschaft vida.
Das Arbeitgeberangebot im Detail
Im Jahr 2026 sollen die Gehälter für alle mit einem KV-Bruttoverdienst
- unter 2.400 Euro um 2,8 Prozent,
- unter 3.000 Euro um 1,8 Prozent,
- unter 3.500 Euro um 1,75 Prozent und
- für alle mit einem höheren KV-Bruttoverdienst um 1,3 Prozent steigen .
- Die Ist-Gehälter sollen 2026 um 1,3 Prozent steigen,
- die Zulagen und Zuschläge um 1,65 Prozent,
- die Lehrlingseinkommen um 2,8 Prozent.
2027 sollen alle KV- und Ist-Gehälter um 1,65 Prozent steigen (jeweils Vollzeit).
Beschäftigte zahlen nicht für verfehlte Budgetpolitik
Wenn die Arbeitgeber nicht liefern, erhöhen wir den Druck. Wir haben Null Verständnis, wenn die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft jetzt die Rechnung für die verfehlte Budgetpolitik der vergangenen Jahre präsentiert bekommen sollen. Die Gewerkschaften GPA und vida verweisen darauf, dass die Beschäftigten bereits in den vergangenen Wochen ein deutliches Signal gesetzt haben: Mit Aktionen wie „4 gewinnt“ haben sich tausende Beschäftigte beteiligt und damit ihre Unterstützung für die gewerkschaftlichen Forderungen bekräftigt.
Kundgebungen in Salzburg und Wien
Beschäftigte aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland haben sich am Tag vor der Verhandlung in der Wiener Innenstadt versammelt. In Salzburg marschierten trotz Kälte und Nässe zwei Demonstrationszügen gegen den drohenden Pflegegraub zur Abschlusskundgebung am Unipark Nonntal. Sie stellen klar: Es braucht ein faires Angebot der Arbeitgeber!
In der Sozialwirtschaft arbeiten 70 Prozent Frauen und 70 Prozent der Beschäftigten in Teilzeit. Die Warnstreiks sind zwischen 2. und 4. Dezember vorgesehen. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 11. Dezember statt.
Alle Infos zu den Verhandlungsterminen, Forderungen und den aktuellen Stand der Verhandlungen findest du HIER.