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KV Sozialwirtschaft 2026: Streiks werden ausgeweitet

Angebot nach wie vor unzureichend

Gewerkschaft GPA / Edgar Ketzer

Bei der vierten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 130.000 Beschäftigten im privaten Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich (Sozialwirtschaft Österreich) machten die Arbeitgeber in 15 Verhandlungsstunden folgendes Angebot für eine Gehaltserhöhung auf zwei Jahre:

2026

Mit 1. April 2026 sollen die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter um + 2,3 Prozent steigen. Das entspricht einer Erhöhung von 1,72 Prozent für das Gesamtjahr 2026, weil für die ersten drei Monate keine Erhöhung vorgesehen ist. Damit wurde das Angebot für 2026 im Vergleich zur letzten Verhandlungsrunde de facto nicht erhöht. Die IST-Löhne und -Gehälter sollen mit 1. April 2026 um + 2 Prozent steigen.

2027

Mit 1. Jänner 2027 sollen die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter um + 1,7 Prozent, die IST-Löhne und -Gehälter um + 1,5 Prozent steigen.

Dieses Angebot ist nach wie vor unzureichend. Die Gewerkschaften GPA und vida werden daher die Streiks räumlich und zeitlich ausdehnen. Schwerpunkt der Streiks wird von 16. bis 18. Dezember sein. Ein neuer Verhandlungstermin im Jänner wird noch vereinbart.

„Die Arbeitgeber verwechseln eine Kollektivvertragsverhandlung offenbar mit einer Selbsthilfegruppe.“
Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA

Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA: „Anstatt bei den Gewerkschaften über die Situation zu jammern, müssen die Arbeitgeber endlich gegenüber der Politik entschieden auftreten. Uns zu erzählen, wie schlecht es ihnen geht, leistet keinen Beitrag zur Verbesserung der Situation. Unsere Kolleginnen und Kollegen können sich von Ausreden nichts kaufen. Wir werden die Streiks jetzt ausweiten und den Druck weiter erhöhen. Die Belegschaften sind kampfbereit und werden der mangelnden Wertschätzung der Arbeitgeber entsprechend begegnen.“

„Das Angebot der Arbeitgeber ist für uns nicht annehmbar, deshalb antworten wir mit Maßnahmen in den Betrieben.“
Eva Scherz, Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA

„Es bleibt dabei: In der Sozialwirtschaft haben wir einen Fachkräftemangel. Wer glaubt, die Branche brauche keine Attraktivierung und könne trotzdem weiter die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen, der täuscht sich gewaltig. Die Beschäftigten haben Rechnungen zu bezahlen und spüren die Teuerung voll im Geldbörsel.“, so Eva Scherz weiter.

Was bisher geschah: Die Warnstreiks im Überblick

Warnstreiks in der Sozialwirtschaft von 2. bis 4. Dezember

Von 2. bis 4. Dezember kam es in der Sozialwirtschaft österreichweit zu Warnstreiks, nachdem der Österreichische Gewerkschaftsbund die Streikfreigabe erteilt hatte. An rund 300 Standorten legten Beschäftigte in privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegeeinrichtungen – insgesamt rund 130.000 Arbeitnehmer:innen – stundenweise die Arbeit nieder, um ihrer Forderung nach einer angemessenen Gehaltserhöhung Nachdruck zu verleihen.

Unzureichendes Angebot der Arbeitgeber

In der dritten Verhandlungsrunde legten die Arbeitgeber nach 16 Stunden ein Angebot für 2026 und 2027 vor. Die vorgeschlagenen Erhöhungen – je nach Gehaltsgruppe zwischen 1,3 und 2,8 Prozent – sind aus unserer Sicht völlig unzureichend. Wir kritisieren klar, dass beim Personal gespart werden soll, obwohl die Branche schon jetzt massiv vom Fachkräftemangel und den demografischen Entwicklungen betroffen ist.

Unsere Forderung: echte Verbesserungen

Die Gewerkschaften GPA und vida machen deutlich: Nur spürbare Gehaltserhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen können die Attraktivität der Sozialberufe sichern. Die Beschäftigten dürfen nicht die Kosten einer verfehlten Budgetpolitik tragen.

Starke Beteiligung an Kundgebungen

Begleitet wurden die Warnstreiks von kraftvollen Aktionen in Wien und Salzburg. Tausende Kolleg:innen haben dort gezeigt, dass sie hinter unseren Forderungen stehen. Besonders in einer Branche, in der 70 % Frauen und ebenso viele Teilzeitbeschäftigte arbeiten, braucht es faire Rahmenbedingungen.